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Berichte und
Kritiken.
eingerichtet, welche aus den übrigen Leistungen des Herausgebers bereits
allgemein bekannt ist. Zweckmässige Auswahl, übersichtliche Zusammen-
stellung und sorgfältige Treue in der Darstellung vereinigen sich hier mit
lebenvoller künstlerischer Behandlung, um ein Ganzes von reichhaltigstem
Interesse darzubieten; und wie im ersten Hefte vornehmlich die Ansicht
des Altarranmes im Inneren der Kirche (gez. von Werner, lith. von Chapuy)
ein höchst anziehendes Bild gewährte, so nicht minder im zweiten Hefte
die Ansicht des Aeusseren der Kirche, die hier nach ihren ursprünglichen
Verhältnissen, ohne die späteren Anbauten und Einbussen, dargestellt ist
(gez. von Werner, lith. von Tfirpenne). Ueberall ist der Herausgeber
bemüht, sowohl die vorzüglichsten Künstler zur Ausführung seiner Unter-
nehmungen zu gewinnen (und der Name Tirpenne beweist es, wie glück-
lich diese Bemühungen sind), als auch einem Jeden dasjenige, was für
seine Eigenthümliehkeit passt, zukommen zu lassen; so dass wir nicht
befürchten dürfen, die malerischen Effekte der Darstellungen auf Kosten
der Wahrheit bevorzugt zu sehen. So fährt auch der vom Herausgeber
gearbeitete erläuternde Text (dessen vorzüglich schönef Druck, um 65 bei-
läufig zu erwähnen, eine nicht überflüssige Zierde des Werkes bildet) in
der zweiten Lieferung fort, den Beschauer auf eine ebenso besonnene wie
anspruchslose Weise in ämmtliche Eigenthümlichkeiten der in Rede stehen-
den Gegenstände einzuführen.
Die Kirche von Wechselburg bildet, wie wir bereits in unserm früheren
Berichte angedeutet, eins der anziehendsten Denkmale aus der letzten Ent-
wickelungspcriode des sogenannten byzantinischen Baustyles. Sie hat die
Grundform einer Basilika, mit einem Querschiff auf der Ostseite, aber ohne
erhöhten Chor; die Bogenstellungen des Schiffes werden durch zierlich
geformte Pfeiler, ohne dass diese, wie zumeist bei den älteren sächsischen
Basiliken (östlich und nördlich vom Harz) mit Säulen wechseln, gebildet.
Interessant ist zunächst die Westseite, an welcher im Innern der Kirche
eine Vorhalle angeordnet ist, die vom Schiff durch vorspringende Wand-
pfeiler und eine reichornamentirte Säule, mit Halbkreisbögen überwölbt,
gesondert wird. Darüber ist eine freie Empore, wiederum durch einen
hohen Schwibbogen überwölbt, wie solche in der Durchschneidung des
Kreuzes vorkommen. Diese Einrichtung, welche die innere Ansicht auf
Blatt 9 in einem schönen Bilde zu erkennen giebt (und die sich im Gegen-
satz gegen die ursprünglich flache Decke des Kirchenschiffes unstreitig noch
ungleich bedeutsamer machen musste, als bei dem später eingesetzten
Gewölbe desselben), scheint als eine besondere Eigenthümliehkeit des
mittelalterlichen Basilikenbaues gelten zu dürfen, obgleich sie zumeist bei
Gebäuden der Art nicht so wohl erhalten ist, wie in der Wechselburger
Kirche; nicht selten jedoch findet sich bei den ältesten deutschen Basiliken
die eben besprochene Empore noch durch eine reich gebildete Säulen-
stellung, nach der Seite des Kirchenschiffes zu, ausgefüllt. Zu den Seiten
dieser Halle und Empore erheben sich die Thürme der Kirche, deren
Unterbau im Aeusseren reich mit Lissenen und "rundbogigen Friesen
geschmückt, deren Oberbau aber leider nicht mehr vorhanden ist.
Zu den reichsten Theilen der Kirche gehört das in der Wand des
nördlichen Seitenschilfes befindliche Portal mit der demselben auswärts
vorgebauten Vorhalle. Hierüber haben wir bereits bei unserem früheren
Berichte gesprochen. Nächst diesem ist besonders die Nische des Hoch-
altares, vornehmlich an ihrer äusseren Seite, durch besonderen Schmuck