Denkmals
der
Baukunst
des
hlittelalters
Sachsen.
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an den Reliquienkästchen, welche die Stiftskirche in Quedlinburg aufbe-
wahrt u, dgl, m, gefunden wird. Eigenthümlich ist den Statuen am Haupt-
portal der Liebfrauenkirche auch die Form der Baldachine, unter_ denen
sie stehen: ein thurrn-artiger Aufbau, hier Zumeist noch in einfacher, etwas
Schwerer Weise gehalten, der aber gerade in diesen Motiven wiederum
den Beginn einer neuen Sitte erkennen lässt, Während er bei den, gewiss
nicht bedeutend späteren Sculpturen an dem einen Ostpomllß des Bam-
berger Domes, vornehmlich aber bei den berühmten Statuen im Naumburger
Dome bereits ungleich reichere und mannigfaltigere Formen entwickelt.
Sehr dankenswerth sind die ausführlichen Erläuterungen des Hrn. Dom-
kapitular Müller zu diesen Bildwerken, indem durch sie der Gedanke
und Inhalt, welcher denselben zu Grunde liegt, mit scharfsinniger Con-
sequenz dargelegt und sonach eine Auschauungsweise vermittelt wird,
welche zur vollkommenen Würdigung der mittelalterlichen Kunst und ihrer
tiefsinnigen Cornbinationen wesentlich nothwendig ist. Wir haben diese
Erläuterungen um so mehr willkommen zu heissen, als durch sie ein, im
Ganzen noch wenig untersuchtes Feld erölinet ist. welches bei ähnlich
fortgesetzten Bestrebungen gewiss noch zu mannigfach interessanten Ent-
deckungen führen wird.
Das ganze, nach allen Beziehungen hin so tüchtig angelegte Unter-
nehmen wird ohne Zweifel den Beifall aller Freunde der vaterländischen
Kunst gewinnen, und dem Herausgeber für seine aufopfernde Thätigkeit
diejenige Anerkennung, welche er so rühmlich verdient hat, zu Theil wer-
den lassen.
Denkmale der Baukunst des Mittelalters in Sachsen. Bearbeitet und her-
ausgegeben von Dr. L. Puttrich, etc. Erste Abtheilung, zweite Lieferung.
Leipzig, 1836.
(Museum.
1837,
N0. 81
Die beiden Abtheilungeu des genannten Werkes, von denen die erste
die Denkmale des Königreichs Sachsen, sowie der sächsischen Herzog- und
Fürstenthümer, die zweite die Denkmale der preussischen Provinz Sachsen
umfasst, schreiten nebeneinander vorwärts und nehmen gleichmässig das
1ebhaftesre Interesse des Freundes vaterländischer Alterthümer in Anspruch.
Wir haben kürzlich über die ersten Lieferungen der zweiten Abtheilung
berichtet und wenden uns gegenwärtig Wieder Zu der ersten Abtheilung
zurück, deren erste zwei Lieferungen die Schlosskirehe von Wechsel-
burg, dem ehemaligen Kloster Zschillen, umfassen. Augh hjevon ist
bereits früher die Rede gewesen i_ da uns dort indess nur die erste Liefe-
rung allein vorlag, so waren wir noch nicht im Stande, die Leistungen
über die Kirche von Wechselburg und die darin vorhandenen Denkmale
nach ihrer vollen Bedeutsamkeit zu würdigen und mussten uns im Gegen-
theil auf mehr allgemeine Andeutungen einschränken.
Was zunächst die Ausstattung der vorliegenden zweiten Lieferung anbe-
trifft, so ist diese in derselben gediegenen und geschmackvollen Weise