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Berichte
und
Kritiken.
ist die, von Hrn. Schröder (S. 34) beiläufig mitgetheilte Notiz über die im
J. 1235 durch Bischof Rutger erfolgte Einweihung des Altares der Orypta 1):
eine Solche Weihung setzt eine totale Bauveränderung voraus, welche den
Dienst an dem älteren Altare (falls überhaupt eine Crypta und ein Altar
in derselben schon früher vorhanden waren) beseitigt hatte. Wir haben
in diesem Datum somit die Zeit der Vollendung des Baues der gegen-
wärtigen Orypta, womit auch die Beschaffenheit ihrer Säulen sehr wohl
stimmt. Muthmaasslich gehört auch der übrige romanische (byzantinische)
Bau der Kirche eben dieser Bauperiode an; und es dürfte somit auch
nicht unmöglich sein, dass jene Spuren, die dem zehnten Jahrhundert zuge-
schrieben sind, von dem erwähnten Bau des Bischofes Wilmar herrühre.
Rücksichtlich des gothischen Umbaues und Domes führt Hr. Schröder (S. 6)
einige Daten an, wonach derselbe, seinem wesentlichen Theile nach, in den
Schluss des vierzehnten Jahrhunderts zu fallen scheint.
Ein
Besuch
in
Wittenberg.
Familien
Bemerkungen über einige Werke der
Cranach.
und
Vischer
(Museum 1837, N0.
Von den Kunstschätzen, durch welche die Stadt Wittenberg einst ver-
herrlicht war, hat sich nicht Vieles auf unsre Zeit erhalten; aber das
Wenige, was dort noch vorhanden ist, hat eine um so grössere Bedeutung
für die Geschichte der deutschen Kunst. Die Gemälde von Lucas Cranach
und seinem Sohne, insbesondere aber die gegossenen Arbeiten der Vischer-
sehen Familie verdienen in der That eine grössere Beachtung, als ihnen
bisher im Allgemeinen zu Theil geworden zu sein scheint. Uebersichtliche
Bemerkungen über dieselben und Abbildungen findet man in dem Werke:
"Wittenbergs Denkmäler der Bildnerei, Baukunst und Malerei, mit histori-
schen und artistischen Erläuterungen herausgegeben von Johann Gottfried
Schadow, etc. Wittenberg 1825." Sei es mir vergönnt, diesen Bemerkungen
noch einiges Andre, nach eigener Anschauung jener interessanten Werke,
hinzuzufügen.
Höchst wichtig für die Entwiekelungsgeschichte eines der grösstcn
Künstler, welche Deutschland besessen hat, des Peter Vischer, ist das von
seinem Vater Hermann Vischer gegossene Taufbecken in der Stadt-
kirche. Es ist im Ganzen etwa 41], Fuss hoch, oben achteckig umfasst,
von einer schweren, geschweift gothisehen Architektur getragen; die Füsse
der Architektur mannigfach mit Löwen und ähnlichem Gelhier geschmückt.
Eine Abbildung des Ganzen findet sich in dem genannten Werke, Taf. A.
Die gravirte Inschrift des oberen Randes lautet genau, wie folgt: D0. man.
Alta-re in Orypta consecravit in honorem Mwriac virginis, Johannis Bap
tiatae, Mariae Magdalenae, Catharinae, Levini Episeopi Martyris MQCXXXV.
V1. Kalmd. Decbrx: temporibus Jacobi Pracpositi. (Maderi antiqmt-
v. 11a.)