Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

454 
Berichte 
und 
Kritiken. 
ist die, von Hrn. Schröder (S. 34) beiläufig mitgetheilte Notiz über die im 
J. 1235 durch Bischof Rutger erfolgte Einweihung des Altares der Orypta 1): 
eine Solche Weihung setzt eine totale Bauveränderung voraus, welche den 
Dienst an dem älteren Altare (falls überhaupt eine Crypta und ein Altar 
in derselben schon früher vorhanden waren) beseitigt hatte. Wir haben 
in diesem Datum somit die Zeit der Vollendung des Baues der gegen- 
wärtigen Orypta, womit auch die Beschaffenheit ihrer Säulen sehr wohl 
stimmt. Muthmaasslich gehört auch der übrige romanische (byzantinische) 
Bau der Kirche eben dieser Bauperiode an; und es dürfte somit auch 
nicht unmöglich sein, dass jene Spuren, die dem zehnten Jahrhundert zuge- 
schrieben sind, von dem erwähnten Bau des Bischofes Wilmar herrühre.  
Rücksichtlich des gothischen Umbaues und Domes führt Hr. Schröder (S. 6) 
einige Daten an, wonach derselbe, seinem wesentlichen Theile nach, in den 
Schluss des vierzehnten Jahrhunderts zu fallen scheint. 
Ein 
Besuch 
in 
Wittenberg. 
Familien 
Bemerkungen über einige Werke der 
Cranach. 
und 
Vischer 
(Museum 1837, N0. 
Von den Kunstschätzen, durch welche die Stadt Wittenberg einst ver- 
herrlicht war, hat sich nicht Vieles auf unsre Zeit erhalten; aber das 
Wenige, was dort noch vorhanden ist, hat eine um so grössere Bedeutung 
für die Geschichte der deutschen Kunst. Die Gemälde von Lucas Cranach 
und seinem Sohne, insbesondere aber die gegossenen Arbeiten der Vischer- 
sehen Familie verdienen in der That eine grössere Beachtung, als ihnen 
bisher im Allgemeinen zu Theil geworden zu sein scheint. Uebersichtliche 
Bemerkungen über dieselben und Abbildungen findet man in dem Werke: 
"Wittenbergs Denkmäler der Bildnerei, Baukunst und Malerei, mit histori- 
schen und artistischen Erläuterungen herausgegeben von Johann Gottfried 
Schadow, etc. Wittenberg 1825." Sei es mir vergönnt, diesen Bemerkungen 
noch einiges Andre, nach eigener Anschauung jener interessanten Werke, 
hinzuzufügen.  
Höchst wichtig für die Entwiekelungsgeschichte eines der grösstcn 
Künstler, welche Deutschland besessen hat, des Peter Vischer, ist das von 
seinem Vater Hermann Vischer gegossene Taufbecken in der Stadt- 
kirche. Es ist im Ganzen etwa 41], Fuss hoch, oben achteckig umfasst, 
von einer schweren, geschweift gothisehen Architektur getragen; die Füsse 
der Architektur mannigfach mit Löwen und ähnlichem Gelhier geschmückt. 
Eine Abbildung des Ganzen findet sich in dem genannten Werke, Taf. A. 
Die gravirte Inschrift des oberen Randes lautet genau, wie folgt: D0. man. 
 Alta-re in Orypta consecravit in honorem Mwriac virginis, Johannis Bap 
tiatae, Mariae Magdalenae, Catharinae, Levini Episeopi Martyris MQCXXXV. 
V1. Kalmd. Decbrx: temporibus Jacobi Pracpositi. (Maderi antiqmt-  
v. 11a.)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.