Zll
Domkirche
Die
ihre Denkmäler.
Brandunburg und
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schlosserieri Südlichen Kreuztlügel der Kirche aufgestellt sind, findet sich
Einzelnes, was für die Interessen der Kunst- und Cultur-Geschichte nicht
unerheblich ist. Es ist mit Dank anzuerkennen, dass man hier eine Ein-
Pichtung getroffen hat, um Werke dieser Art, die an sich im Allgemeinen
minder erfreulich einem Gotteshause nicht mehr zur wahrhaften Zierde
gereichen dürften, an also passlicher Stelle zu vereinigen, sie vor Verderb-
niss zu Schützen und ihre Betrachtung, gegenseitige Vergleichung u. drgl.
für den Freund alter Kunst in angenehmer Weise zu erleichtern. Iler bedeu-
tendste unter diesen Gegenständen ist ein Altarwerk, mit Schnitzwerk in
der Mitte und Malereien auf den Seitentafcln, worin Scenen aus der
Geschichte der Maria dargestellt sind. Letztere sind 1D. einem weichen,
der niederrheinischen Schule sich annähernden Style, um {Zeit des Jahres
1400, gemalt, in der Technik zwar ziemlich handwerksmassig, gleichwohl
mit einer eigenthümliclien Zartheit und Innigkeit im Ausdrucke des Gefühls.
Beiläufig möge hier bemerkt werden, dass auch anderweitig in_ älteren
Bildern, welche den nordöstlichen Gegenden Deutschlands (vornehmlich auch
der Mark) angehören, Anklänge an diese schönen Eigenthümlichkeiten der
niederrheinischen Schule gefunden werden, ein Umstand, der, W16 68
scheint, zugleich jene milderen und weicheren Motive auf den Blügelbildern
des Hochaltars erklären dürfte. Ausserdem ist noch ein langes Bild V01!
geringer Höhe, auf beiden Seiten mit den Brustbilderll von Heiligen und
mit der Jahresbezeichnung 1489 versehen, zu erwähnen. Die Malerei ist
hart und nicht sonderlich schön; gleichwohl ist eine eigenthümliche künst-
lerisehe Behandlungsweise, nach Art der älteren nürnbergischen Schule,
darin bemerkbar. Diese Tafel bildete früher den Untersatz des Altarwerkes
über dem Hochaltar der Kirche; doch war sie nicht ursprünglich für das-
selbe bestimmt, da sie eine grössere Länge hat als jener. In der Mitte des
Raumes ist ein zierliche-s Holzthürmchen von etwa 14 Fuss Höhe, in reinem,
geschmackvoll gothischem Style aufgestellt. Ohne Zweifel diente dasselbe
früher als Tabernakel zur Aufbewahrung des Allerheiligsten.
Ein neuerlich erschienenes Programm „zur Geschichte des Bisthums
Brandenburg" von Dr. A Schröder ("Einladungsschrift zu der am 1. Oeto-
ber 1849 zu begehenden Säcularfeier des vor 900 Jahren am 1. October 949
durch Kaiser Otto den Grossen gestifteten Bisthurns") bringt einige weitere
Notizen zur Baugeschichte der Brandenburger Domkirche. Zunächst bemerkt
der Verf. (S. 5): „Jedenfalls lassen sich noch jetzt an 'dem ehrwürdigen
Bau, an Welchem die Jahrhunderte in verschiedenen Epochen gearbeitet
haben, drei Bau-Perioden deutlich unterscheiden; davon die erste, noch
theilweise im Fundament und in manchen andern Spuren erhalten, aus
Ott0's Zeit, die zweite aus den Zeiten Bischof Wilmars (1161 70), des
zweiten eigentlichen" Gründers des H0ehst1fts;_ihr möchte der eigentliche
Haupuheil der Kirche, das Langhaus oder Echiü zuzuschreiben sein." Ich
bedaure, dass jene vorausgesetzten Spureneines ottonisehen Baues, aus dem
zehnten Jahrhundert, nicht näher nachgewiesen und charakterisirt sind. ln
BetreE der Annahme des siebenten Jahrzehnts des 12. Jahrhunderts für den
älteren Hauptbau der Kirche, nach ihrer gegenwärtigen Erscheinung, ver-
weise ich auf meine im Vorsteheuden enthaltenen Bedenken, wenn diese
sich zunächst auch nur auf die Säulen der Crypta beziehen. Höchst wichtig