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Kritiken.
Berichte und
war, sehr wohl erhalten. Instrumente aus Stein, oft durch kunstreiche
Bearbeitung spröder Stoffe sehr merkwürdig, deren bedeutendste Anzahl aus
steinernen Keilen, durchbohrten und undurchbohrten, besteht. U. s. w.
Endlich noch ein merkwürdiges in Kupfer getriebenes Relief, eine
kolossale menschliche Halbfigur ohne Arme, das Gesicht mit einem flam-
menden Strahlenkranze umgeben, darstellend. Dasselbe stammt aus dem
Kloster Colbaz in Hinterpommern, galt, seit es im Jahre 1745 nach Berlin
gebracht wurde, für ein heidnisches (wendisches) Sonnenbild und hat erst
neuere Alterthumsforscher zu Zweifeln über sein angebliches Alter veran-
lasst. Doch ist von Hrn. v. Ledebur bereits vor einigen Jahren die Wahr-
scheinlichkeit der früheren Annahme mit guten Gründen unterstützt wor-
den 1), und auch ich muss gestehen, dass ich keinen Grund zur entschiedenen
Verwerfung derselben vorfinde. Zwar fehlt es uns an genauerer Kcnntniss
der eigentlich bildenden Kunst des wendischen Heidenthums (die aber, in
Rücksicht auf die von gleichzeitigen Schriftstellern häufig angeführten
Götzenbilder, in besonderer Weise sich manifestirt haben muss), doch
zeigen sich an jenem Werke trotz seiner Rohheit einzelne stylistische
Besonderheiten, die unseren Vorstellungen von einer wendischen Kunst-
weise im Vergleich mit den Leistungen andrer, auf ähnlicher Culturstufe
stehender Völker wohl zu entsprechen scheinen. Dahin ist vornehmlich
die eigenthümliehe, scharf bestimmte Zeichnung der Brüste und der eigen-
thümliche Uebergang des Unterleibes in den umgebenden Rand der Bronze-
platte zu rechnen. Dass das Werk nicht, wie allerdings zu erwarten sein
müsste, von starkem Roste bedeckt ist, kann leicht von einem späteren
Abputz desselben herrühren, und dass es, wie man gewollt hat, zur Zierde
eines Sonnenzeigers gearbeitet worden sei, erscheint wenigstens eben so
problematisch, als jene ältere Annahme.
Hr. von Ledebur gestattete dem Referenten, das von ihm verfasste
schriftliche Verzeichniss der Sammlung, das zunächst für den Gebrauch des
Institutes bestimmt ist, einzusehen. Dasselbe enthält genaue Abbildungen
sämmtlicher Gegenstände, ausführliche Beschreibungen derselben, Angaben
über die Umstände ihrer Auffindung, und allgemeine Notizen, welche auf
anderweitig vorkommende ähnliche Gegenstände, vornehmlich auf vorhan-
dene Abbildungen und auf die Literatur derselben, verweisen, so dass
hiedurch diese Sammlung nicht nur mit den übrigen der Art, sondern auch
mit der gesammten Wissenschaft des einheimischen Alterthums in den
nächsten Rapport tritt. Für den Druck und den Handgebrauch bei Besich-
tigung der Sammlung würde jedoch dies, zwei starke Folianten füllende
Verzeichniss zu bedeutend sein, eine blosse Aufzählung der Gegenstände
nach ihrer laufenden Nummer aber auch wenig fruchten können, und um
so weniger, als alle einzelnen Gegenstände bereits mit der Angabe ihres
Fundortes, soweit solcher bekannt ist, versehen sind. 1-Ir. von Ledebur
hat deshalb das für den Druck bestimmte Verzeichniss mehr in resummiren-
der Art eingerichtet, indem er hier jenes, für die Aufstellung minder pass-
liche Verfahren einer Eintheilung nach Ländern und Fundorten zu Grunde
legt, dabei näher in die lokalgeschichtlichen Verhältnisse und in die
i) „Das Colbazer Sonnenbild," im "Äuäemeinßn Arlcgläv dixesgislgiicgäi-
kunda des Pmusx staatesß .hs.geb' von L. läledgäuäailäregu?" v,on A. Iyhetzsch-
Vergl. auch den Aufsatz „W1e 1st der Name 0 a1
111er, abendas., 364.