aber
das
Ineuerworbene Gemälde des
Andrea de! Sarto etc,
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Das neucrworbene Gemälde des K. Museums zu Berlin, welches eine,
von Heiligen umgebene Madonna darstellt, ist mit der Jahrzahl 1528 bezeich-
net; es ist demnach zwei Jahre von dem '1ode Andrea's, in seinem vier-
zigsteii IJebeIlsjahrc, gemalt und gehort der spätesten Zeit des Meisters an;
doch ist es Seinen vol-züglichefell Leistungen dieser Periode zuzuzählen.
schon Vasmi, in der Lebensbeschreibungdes Andrea, giebt über das Bild
eine kurze Notiz, indem er Sagt; "Nach diesem Gemälde (einem Altarblatte
für das Kloster VauOmbl-Osa) trug ihm_ Giuliano Scala auf, um es nach
Serrezzaiia (Sarzaiia) zu schicken, in einer Tafel eine Madonna zu malen,
sitzend, mit dem Kinde an der Brust, und zwei Halbtiguren von den Knieen
aufwärts. S_ Cglgus und S. Julia, (sodann S. Onuphrius, S. Catharina, S.
Benedictus, S. Antonius von Padua, S. Ifetrus und S. Marcus; welche
Tafel den übrigen Werken Andrea's' gleich geschatzt wurde." Später
gedenkt Lanzi desselben in seiner Geschichte der italienischen Malerei mit
folgenden Worten: DAndrea verfertigte eine grosse Anzahl von Bildern, so
dass er auch ausserhalb seines Vaterlandes sehr bekannt ist. Das beste
Stück, welches die Auswärtigen besitzen, ist vielleicht jene lfafel, welche
aus der Dominikanerkirche von Sarzana in einen Palast von Genua (den
der Familie Mori) überging; zu Sarzana findet man eine sehr vorzügliche
Kopie desselben. Es ist im Geschmacke des Fra Bartolonimeo componirt;
und ausser den Heiligen, welche auf den Stufen zu den Seiten der Madonna
angeordnet sind, vier stehend und zwei knieend, befinden sich im Vordgr-
grund des Bildes noch zwei sehr grosse Figuren; die wie auf einem tiefer
liegenden Grunde dargestellt sind, indem man sie nur bis zu den Knieen 1)
sieht. Ich weiss, dass eine solche Anordnung von den Kritikern getadelt
wird; gleichwohl begünstigt sie hier, eine solche Anzahl von Figuren auf
verschiedene Weise zu gruppiren und einen grösseren Abstand zwischen
den näheren und den ferneren hervorzubriiigen, so dass der Schauplatz sich
auszudehnen scheint und jede Figur genügenden Spielraum gewinnt."
Zur Zeit der französischen Revolution kam das Bild in den Besitz eines
englischen Gemälde-Sammlers, Champernown, nachmals in die Hände des
bekannten Kunstfreundes und Gemäldehändlers Delahante zu Paris. Nach-
dem es sodann die Gallerieen Laperiere und Laftitte zu Paris geschmückt
hatte und letztere vor einigen Jahren verstreut worden war, hat "es an
seiner gegenwärtigen Stelle einen Ruhepunkt, hoffentlich für lange Zeit,
gefunden.
Das Gemälde ist im Wesentlichen sehr wohl erhalten und lässt überall
die freie, leichte und geistreiche Führung des Pinsels ei-kennen._ Dies ist
ein um so grösserer Vorzug, als zunächst 1l1_ dieser Technik des Pinsels der
l-Iauptwel-th des Bildes besteht. Es ist, bei Jenen eigenthiimlichen silber-
grauen Tönen der Carnation, die man stets auf Andrea's Bildern bemerkt,
Zugleich eine ausserordentliche Kraft und Energie des Colorits darin, eine
schöne Harmonie des Ganzen bei manmgfach wechselnden, glühend gefärb-
{eh Gewändern, vor Allem aber, und was diesem Bilde vielleicht einen
Vorzug vor allen übrigen grösseren Werken Andrea's giebt, ein klares,
durchsichtiges Helldunkel, ein zartes, atherisches. Spiel der. die Gestalten
umfliesgendgn Luft, dass das Werk in dieser Hinsicht einer der schönsten
bligenthümhchkeiten Correggiiys theilliaftig wird. Die Gesammtwirkung des-
und Vasari
1) Diese Angabe ist bei Lauzi
Figuren nur als Brustbilder.
unrichtig:
IIIBJ]
sieht
beiden
die