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Berichte
ken.
Kriti
incl
mannigfache Erfahrungen der Art gestützt, kein sonderlich erfreuliches
Resultat erwarten zu dürfen. „Es ist (so bemerkten wir), nach dem gemeinen
Gange der Dinge zu urtheilen. wenig Hoffnung vorhanden, dass in den
Augen der Käufer der materielle Werth dieser Denkmale durch ihre innere
Bedeutsamkeit werde übertroffen und sie dadurch vor dem Einschmelzen
gesichert werden." Wir freuen uns, dass unsre Prophezeihung nicht wahr
geworden ist: eine bedeutende Anzahl Kautlustiger, selbst aus den entfern-
testen Städten Deutsehlands, war in Liestal zusammengekommen und die
Gegenstände sind sämmtlich beträchtlich über dem Metallwerthe bezahlt
worden, so dass die Gefahr des Einschmelzens nicht mehr zu befürchten
steht. Eine namhafte Anzahl derselben betindet sich gegenwärtig in Ber-
lin; sie wurden im Auftrage Allerhöchster und Höchster Personen durch
Hrn. Arnoldt, Hofagenten Sr. K. H. des Prinzen Carl von Preussen, Asso-
sicie des hiesigen Handlungshauses Muhr und Arnoldt, angekauft und stan-
den bei den Herren Muhr und Arnoldt (Königsstrasse N0. 14) mehrere
Tage der Besichtigung des gebildeten Publikums frei. YVir nennen die
wichtigsten dieser Geräthschaften, die zum Theil durch eine besondere
Schönheit der Arbeit ausgezeichnet sind: 1) Ein [trächtig grosses, mit
goldnen und silbernen Platten, mit Filigran-Arbeit und vielen Edelsteinen
(darunter einige mit antiken Gravirungen) besetztes Kreuz; auf der einen
Seite, in getriebener Arbeit, das Bild des gekreuzigten l-Ieilandes und die
Symbole der Evangelisten, auf den andern, unter Glas, Reliquien von Kaiser
Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde. Eine Arbeit sogen. byzanti-
nischen Stylcs, um die Zeit des Jahres 1200 verfertigt. Dazu ein mit Sil-
berblech überzogener Tragstab, für den Gebrauch des Kreuzes bei Proces-
sionen. 2) Ein Kreuz von weissem Krystall mit messingenen vergoldeten
Beschlägen, den auf letzteren gravirten Ornamenten zufolge aus der Zeit
des Jahres 1300. 3) Ein Crucifix von sehr eigenthümlicher Gestalt und
Ausführung: ein Untersatz, dessen Rand mit kleinen gravirten, mit Emaille
itberzogexren Figuren geschmückt ist; darüber ein kleiner, tabernakelartiger
Aufsatz in den Formen der gothischen Architektur, und aus diesem drei
Zweige empor-wachsend, deren mittlerer sich zu dem Crucifix mit lilien-
törmigem Schluss der Kreuz-Arme gestaltet, während die Seitenzweige zwei
klagende Engeltiguren mit bunt emaillirten Flügeln tragen. Auch die Aus-
führung dieses Werkes fällt um die Zeit des Jahres 1300, wie sich vor-
nehmlich aus der Bildung der Figuren und ihrer Gewandung schliessen
lässt. 4) Eine hohe silberne Monstranz, ganz in der Weise der feinen
gothischen Tabernakel-Architektirr des fünfzehnten Jahrhunderts, aber in
seltner Reinheit und Gesetzmässigkeit der Formen gearbeitet; mit mehreren
zierlichen Statuen, wie denen des Kaisers Theodosius, Heinrich IL, des
heiligen Christoph und einigen anderen von kleinstem Verhältniss in der
Spitze; das Ganze ein Werk von merkwürdiger Anmuth und einer Lauter-
keit des architektonischen Styles, die überhaupt, vornehmlich aber bei
Geräthen der Art, in denen das Ornament gewöhnlich die überwiegende
Masse bildet, nicht häufig gefunden wird. 5) Eine scheibenförmige
Monstranz von Silber, mit vergoldetem Laubwerk in schönen, reich gothi-
sehen Formen geschmückt, ein Geschenk des Papstes Pius ll. (Aeneas Syl-
vius) an die Stadt Basel vom Jahre 1455. Auf der Vorderseite der runden
Scheibe das Agnus Dei in getriebener Arbeit, darunter das Wappen des
Papstes; auf der Rückseite das knieende Bildniss des PapsteSv Sßrgfiltig
gravirt, die nackten Körpertheile silbern, Gewand und Haare vergoldet,