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Berichte
1d K ritikeu.
schaftexl mit ihren lustigen Formalitäten, wie sie die Künstler liebten,
weiden uns vorgeführt, und dann wiederum die Enge des klösterlichen
Asyls, dahin sich Andrea, aus Scheu vor dem wohlverdienten Zorne des
Königs von Frankreich und vor der Verachtung der Mitbürger, zurückge-
ZOgen. Gleichzeitig sehen wir die Ereignisse des öffentlichen Lebens vor
uns, welche zu jener Zeit mannigfaeh auch den einzelnen Bürger ergriffen,
das letzte traurige Ringen der alten, einst so glorreichen Freiheit des tloren-
tinischen Staates, den Fall und die furchtbare Seuche, welche dieser über
die Stadt führte und darin der Künstler elend, verlassen von dem Weihe,
dem er Ruhe und Lebensglück geopfert hatte, unterging.
Den grösseren Theil des Buches jedoch nimmt die Schilderung von
Andreals künstlerischem Charakter und seiner einzelnen Werke ein, daran
sich zugleich sehr dankenswerthe Bemerkungen über eine Reihe minder
bedeutender Meister, die mit dem Andrea in Verbindung standen, eines
Francia Bigio, Pontormo, Puligo u. s. w. anschliessen. Indem der Verfasser
hicbei auf alles Bezügliche lebendig und mit geistvollem Verständniss ein-
geht und zugleich unparteiisch das 'l.'reftliche von dem minder Bedeutenden
sondert, erhalten wir eine erfreuliche Uebersicht von Andrea's künstlerischen
Leistungen, welche zwar insofern nicht bis zur gänzlichen Beendigung
durchzuführen war, als Werke unter dem Namen dieses Künstlers über alle
bedeutenderen Gallerieen verstreut sind und eine umfassende Kritik über
deren Werth und Aechtheit kaum unter den günstigsten Umständen mög-
lich sein dürfte; welche jedoch bei Weitem das Wichtigste in sich fasst
und um so mehr genügt, als der WVirkungskreis des Andrea eben in engere
Gränzen eingeschlossen war und seine Eigenthümlichkeit sich fast überall,
je nach den verschiedenen Stufen seiner Entwickelung, wiederholt. Zu
bedauern jedoch ist es, dass der Verfasser nicht eine sondernde Kapitel-
Eintheilung angeordnet hat, welche diese Uebersicht noch um Vieles erleich-
tert, dem Leser einige wünschenswerthe Ruhepunkte gegeben und vornehmlich
ein bequemeres Nachschlagen begünstigt haben würde. Ein sehr sorgfältig
gearbeitetes chronologisches Verzeichniss der Werke Andrea's, Welches
zugleich die Kupferstecher, die die einzelnen Gemälde gestochen, und die
Orte ihres jetzigen Aufenthalts anführt, beschliesst das Buch.
Wir hoffen, dass der Verfasser sein Verdienst um die Geschichte der
Kunst nicht bei dieser einzelnen Monographie bewenden lassen, sondern
auch noch andre ähnliche Arbeiten, gestützt auf die Studien, dazu ihn sein
längerer Aufenthalt in Italien veranlasst hat, folgen lassen wird.
nach den vorzüglichsten Gemälden der König-
Leipzig, im Verlage von Julius Wunder.
Sammlung von Lithographien
liehen Gallerie zu Dresden.
(Museum,
1836,
Ueber das Allgemeine dieses grossartig angelegten Prachtwerkcs haben
wir uns schon früher (1835, N0. 43) ausgesprochen. Gegenwärtig liegt uns
die zweite Lieferung vor, in der sich ebenfalls die läefflicllkeii des
Pariser Steindrueks zeigt. Sie besteht aus folgenden Blättern!