III.
Notizen
iber
den
Gentile
Maler
da
Fabriauo.
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wir hier gleichfalls eine kurze Notiz mittheilen wollen. Es ist ein Altar-
bild mittlerer Grösse von Gentile da Fabriano, Eigenthum Sr- K. H.
des Kronprinzen und durch Hrn. Geheimrath Bunsen in Rom erworben.
(Ursprünglich befand sich dasselbe, soviel wir wissen, in Fabriano, dann
in Osimo, von wo es später erst nach Rom gebracht Ward-l Die Originali"
tät des Bildes wird durch die ächte Inschrift des alten Rahmens: Gentilis
de fabriano pinwit, bezeugt. Es ist auf Goldgrund gemalt und stellt eine
ihronende Madonna mit dem Kinde, auf der einen Seite neben ihr die hei-
lige Katharina, auf der andern einen heiligen Bischof, welcher der Madonna
den knieenden Donator empfiehlt, dar. Neben dem Throne stehen zwei
Bäumchen, aus deren Kronen, gleich Rosenblüthen, zahlreiche Halbiiguren
kleiner rosenfarbener Engelchen, auf den mannigfachsten Musik-Instrumen-
ten spielend, hervorwachsen. Die Gestalt der Madonna wird von ihrem
weiten Mantel in schönen weichen Falten umgeben, doch ist sie sonst nicht
sonderlich bedeutend. Auch der Bischof spricht wenig an; das Prolil des
Donators dagegen ist tüchtig und fast in der Weise des Masaccio, nur
etwas weicher, gemalt. Aber die Gestalt der heiligen Katharina giebt ein
Beispiel von der ganzen liebenswürdigen Grazie dieses merkwürdigen Künst-
lers; ihre Stellung. Geberde und Gewandung zeigt auf charakteristische
Weise die ihm eigne durchgebildete Anmuth. Sie trägt ein röthliches,
Blumen-gesticktes Kleid mit sehr weiten Hängeärmeln und einen hellblau-
liehen Mantel, beides mit feinem weissem Pelz gefüttert. Die Drapirung
ist mit grossem Geschmack geordnet und erinnert glücklich an jenes Streben
nach romantischer Pracht, worin Gentile in seinen wenigen bekannteren
Bildern so schöne Erfolge hervorgebracht hat; eben so ist auch das Gesicht
der Heiligen von lieblichem, kindlich heiterem Ausdrucke. Bei der grossen
Seltenheit von Gentile's für die Geschichte der italienischen Kunst so
interessanten Gemälden muss das in Rede stehende, wenn es auch nicht als
ein Hauptwerk zu betrachten ist, gleichwohl von sehr grossem Werthe seinft
Gegenwärtig (1851) findet sich dies Gemälde unter No. 1130 der Berliner
Gallerie eingereiht.
Auch das iigurenreiche Gemälde der Anbetung der Könige aus der
Sammlung des (inzwischen verstorbenen) Craglietto zu Venedig, welches
im Vorstehenden (S. 396, f.) besprochen ist, befindet sich jetzt, unter
NO- 5, in der Gallerie des Berliner Museums. Ich habe mir erlaubt, in der
bezüglichen Anmerkung das in der ersten frischen Begeisterung für die
Kunst des funfzehnten Jahrhunderts niedergeschriebene Urtheil stehen zu
lassen, wie ich es bei der ersten Bekanntschaft mit dem Bilde im Jahr 1835
in mein Notizbuch eingetragen hatte. Wenigstens hat mich hiebei wie
in hundert andern Fällen dieser Sammlung der Gedanke geleitet, dass
für die Auffassung künstlerischer Dinge manche Entwickelungsstufe und
{Tlanche Stimmung ihr Recht habe und das Urtheil, Wie es auch im Laufe
der Jahre reifen möge, doch nicht bestimmt nach einem Normalleisten
ubznmessen sei. So darf ich vielleicht auch eine zweite Notiz, vom Jahr
1842, die ich unter meinen Papieren vorfinde, hier einreihen. Das merk-
würdige Bild schien damals nur auf vorübergehenden Besuch nach Berlin
gekommen zu sein. "Das Bild hat (so schrieb ich damals) ganz das Gepräge.
1118 0b der Meiste;- aus einer Schule von Miniatoren hervorgegangen sei,
sowohl in der Auffassung, in der das heiter Ritterliche der Miniaturen
entschieden nachklingt, als auch in dem, fast Fiesolanisch-Conventionellen
der Behandlung. Die Stufe der lüntwickelung ist ungefähr die des Kölner