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Studien.
Italienische
meiste Ehre bringt, Jacopo Bellini, ein berühmter Künstler der vene-
tianischen Schule. Ausserdem, dass dieser, zum Zeugniss seiner Dankbar-
keit gegen seinen unsterblichen Lehrer, dessen Protilbild auf eine Tafel
gemalt hatte, welches nachmals zu den schönsten Zierden der Gallerie des
berühmten Kardinals Bembo zu Padua gehörte 1), so wollte er auch, dass
der Name des Gentile in dem einen seiner Söhne erhalten bliebe, die nach-
mals bestimmt waren, einen Giorgione, einen Tizian u. a. in der Kunst
der Malerei zu unterrichten.
Unter den andern Schülern Gentilels, die sich vorzugsweise durch ihre
Arbeiten ausgezeichnet haben, wird auch Jacopo Nerito von Padua
genannt. Moschini i) berichtet über diesen mit folgenden Worten: „Er
"begab sich in die Schule des berühmten Gentile da Fabriano, als dieser
„im ödentlichen Palaste zu Venedig malte. Er fühlte eine so grosse Zunei-
ngung zu seinem Meister, dass er auf ein Gemälde für die Kirche S. Michele
„(zu Padua) folgende Inschrift setzte: Jacopus de Neritus disczpulus Gen-
„tz'l2's de Fabriano pinazit. Dies Gemälde stellte in kolossaler Figur den
"Schutzheiligen der Kirche und den Lucifer zu dessen Füssen dar; über
„das Schicksal desselben ist nichts bekannt." Lanzi, indem er von den
Zöglingen Gentile's spricht, nennt ausser Jacopo Bellini und Nerito auch
noch einen gewissen Bajocchio da Bassano; und Ascevolini (in seiner
Geschichte von Fabriano) zählt zu diesen einen gewissen Antonio da
Fabriano. Letzterer fertigte, wie Ascevolini sagt, eine Kirchenfahne,
welche bei feierlichen Processionen sammt einer ähnlichen von der Hand
seines Meisters umhergeführt ward.
Uebertlüssig jedoch ist es, noch weiter die Anzahl und die Namen von
Gentilels Schülern aufzuführen, da Gentile mit gutem Recht als das Haupt
der gesammten Schule der Cinquecentisten zu betrachten ist. Bocco, der
gegen Ende dieses Jahrhunderts seine gBellezze della cittä di Firenze"
abfasste, sagt bei Gelegenheit seiner Tafel der Anbetung der Könige, dass
sie als ein altes Werk in Verehrung gehalten werde und dass sie von dem
ersten Künstler gefertigt sei, welcher die damals blühende schönere Manier
der Kunst ins Leben gerufen habe. Zwar kann als Gründer; derselben
Schule, die nachmals, ich will nicht sagen: nicht übertroffen, vielmehr
nicht einmal wieder erreicht ist, -Masaccio betrachtet werden, nach dessen
Werken sich Künstler wie Perugino und Raphael bildeten; aber ebenso
ist es bekannt wie Masaccio bei seinem Aufenthalt in Rom gerade
dadurch gross wurde, dass er vorzugsweise sthdirte und nachzuahmen
bemüht war die unsterbliche Werke des
Gentile da Fabriano.
Nachträgliche Zusätze.
Mu seum 1837, N0. 47. „Im Nebenzimmer der Gallerie (des
Berliner Museums) sahen wir noch ein interessantes Gemälde, über welches
1) Morelli: Notizie vfopere di disegno etc. Der Herausgeber fügt hier der
Angabe des Anouymus hinzu: "Ein grosser Theil der Gemälde und Anticaglien,
"welche Kardinal Bembo besass, wurde im Jahre 1600 von Seinem Sohne und
„Erben, Torquato, zu Rom verkauft. Wohin jenes Bildniss gekommen, weiss
"man nicht." 2) Mrmoria delta origine e rlellve vicande delta pizmra di Pndom-
Padova 1896, p. I9.