III.
Notizen
Maler
über den
Gentile da Fabriano.
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Jahre 1574, als jener Saal abbrannte, nur noch geringfügige Spuren des
Gemäldes übrig waren l).
Nachdem die Arbeit des Saales beendigt war, verweilte Gentile noch
einige Zeit zu Venedig, und beschäftigte sich namentlich mit der Anferti-
gung von Bildnisscn. Unter diesen führt der Anonymus des Morelli?)
zwei von vorzüglichem WVeTihß, 1111i fülgenden Worten 8111i
„Das Bildniss eines starken Mannes, nach der Natur gemalt, eine Mütze
.,auf dem Kopfe, in schwarzem Mantel, in der Hand cinenSchnur mit sieben
"schwarzen Paternostern, von denen das unterste das grosste und mit ver-
"goldetem Stuck aufgesetzt 1st, war von der Hand des Gentile vonltabriano
„und kam in den Besitz des Messer Antonio Ifasqualino von Itabriano,
"zusammen mit dem nachgenaniiten Gemäilde. Dies ist das Bildniss eines
"Jünglinge?! in der Kleidung eines Geistlichen, mit kurz über den Ohren
"abgeschnittenen Haaren, die Büste bis zum Gürtel, bekleidctmit einem
„geschlossenen Gewande, 'welches wenig lialten und eine grauliche Farbe
"hat, ein Tuch nach Art einer Stola um den Hals geschlagen, mit Aermeln,
„die an den Achseln sehr weit und an den Händen sehr eng sind, ebenfalls
"von; der Hand des Gentile. Beide Bildnisse haben einen schwarzen
,.Grund und sind im Proiil, so dass sie sich eins das andre ansehen;
„doch sind sie auf zwei gesonderten Tafeln gemalt. Man hält sie für Vater
„und Sohn, da sie in der Carnation einander ähnlich sind. Nach meinem
„Urtheil jedoch hat diese Uebereinstimmung der Farbe vielmehr in der
neigenthümlichen Manier des Meisters, welcher überall die Carnation in
"ähnlicher Weise, mit einer Hinneigung zu bleicher Farbe, behandelt hat,
"ihren Grund. Uebrigens sind die genannten Bildnisse sehr lebendig, aus-
„serordentlich vollendet und haben eine Tiefe, als ob sie in Oel gemalt
"wären; es sind durchaus lobenswürdige Arbeiten."
Facius gedenkt noch eines andern ausserordentlichen Bildes, welches
Gentile in Venedig gemalt hatte. Es stellte einen Sturm dar, der Bänme
und alle" andern Dinge in seinen ungestümen Wirbel hineinriss und mit
einer solchen Wahrheit behandelt war, dass es jeden, der es erblickte, mit
Schreck und Entsetzen erfüllte.
Es ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass auch die andern, der
venetianischen Herrschaft unterworfenen Städte die Thätigkeit unseres Künst-
lers in Anspruch genommen haben werden. Nirgend anders war zu jener
Zeit ein so lebendiges Interesse für die Gegenstände der bildenden Kunst
Verbreitet, als wie in diesen Orten, und sie vor allen besessen einen
Reichthnni, der den Verschönerungen des Lebens wesentlich günstig war.
Geschichtliche Ueberlieferungen haben wir aber nur von Brescia, in
welcher Stadt Gentile, nach dem Bericht des Bartholomäus Facius, eine
Kapene ausmalte, die dem Pandolfo Malatesta angehörig war. Heutige-s
Tages ist jedoch sowohl von der Malerei als von einer Kapelle der Art
alle Spur und Erinnerung verschwunden, da in Brescia fast sämmtlichc
Kirchen nach dem sechzehnten Jahrhundert neu gebaut sind.
Nachdem Gentile solchergestalt rnhmvoll in verschiedenen Städten
1) Vergl. Francesco Sansovino: Venezia, Cittä Nobilissima e singolarz
descritta in XIII. Libri. Vcnczia 1581, p. 224. 2) D. Jacopo Morelli:
Notiziu dwpere dvi disegno della prinm metä dcl Secolo X V1, esistenti in Padova,
Cremmm, Pavia, Bergamo, Orema, Venezia, scritta da un Anoninzo di quoL
lempo. Bassmzo 1800, p. 57.