III.
NOTIZEN
ÜBER
DEN
MALER
GENTILE
DA
FABRIANO.
(Uebersetzung
der Schrift: Elogio dcl Pittore Gcntile da Fabriano,
Marchese Arnico Oav. Ricci di Macerata, 1829.)
scritto
rlal
(Museum,
1837,
Vorwort
des
Uebersetzers.
Unter den Künstlern, welche der grossen Blüthe der italienischen
Malerei im Anfange des sechzehnten Jahrhunderts vor-gearbeitet haben, sind
neuerdings vornehmlich nur diejenigen, welche den toskanischen und
umbrischen Schulen angehören, in eine nähere Betrachtung gezogen war-
den. Doch ist mit diesen der Entwicklungsgang der italienischen Kunst
keineswegs als abgeschlossen zu betrachten. Im nördlichen, östlichen und
südlichen Italien treten für die frühere Zeit der Kunst ebenfalls manche
bedeutsame Erscheinungen hervor, die theils in einer mehr isolirten Stel-
lung Treffliches geleistet, theils inJVechselwirkung mit jenen mehr beleuch-
teten Schulen in weiterem Umfange gewirkt haben. S0 ist Gentile von
Fabriano als einer der eigenthiimlichsten und einflussreichsten Meister, die
um den Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts thätig waren, zu betrachten:
einflussreich, durch die verschiedenen Orte seiner Wirksamkeit; eigenthüm-
lieh, durch eine tiefe innerliche Grazie, Heiterkeit, Adels, durch eine zart
und weich ausgebildete malerische Technik, wie sie zu jener Zeit noch
bei Keinem gefunden wird. Gentile lässt sich unter seinen zOitgCllossen
vornehmlich dem Fra Giovanni da Fiesole vergleichen; er steht dieggn]
Meister an Anmuth nicht nach, aber statt" der transcendentalen Richtung
desselben hält er, naiver, an der Körperlichkeit der darzustellenden Gegen-
stände fest, und, es darf es ausgesprochen werden, er befriedigt so den
Sinn des Beschauers zuweilen mehr, als sein grosser Nebcnbuhler,
Wohl hätte dieser liebenswürdige Meister vor Vielen verdient, die
lebenvelle Kritik deutscher Kunstforscher rege zu machen. Da man von
ihm jedoch bisher bei uns kaum anders als höchst beiläufig gesprochen
hat, so dürfte es nicht überflüssig erscheinen, die folgende Schrift, die in
Deutschland gewiss nur wenig bekannt ist, durch eine Uebersetzung weiter
zugänglieh zu machen. Bringt sie den fraglichen Gegenstand freilich weder
in historischer, noch in ästhetischer Beziehung zu (lemjenigen Abschluss,
welchen man wünschen möchte, so giebt sie doch schon eine anschauliche
Gesammt-Uebersicht, enthält sie im Einzelnen mannigfach Interessantes
und dürfte immerhin wenigstens geeignet sein, eine nähere Aufmerksamkeit
für die, leider so vereinzelten Ueberbleibsel von der Hand des Gentile zu
erwecken, Die deutschen Leser werden es dabei vielleicht der italieni-
schen Kritik, ihrem gegenwärtigen Standpunkte gemäss, zu Gute halten,
wenn dieselbe sich zuweilen in nicht sonderlich scharfen Gemeinplätzen
ergeht oder wenn sie auf halb sichere Thatsaehen hie und da zu viel
Gewicht zu legen geneigt ist (z, B. auf Gentiles Einfluss auf Masaccio,