Von
Malern
älteren
den
Neapefs.
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ganze Gestalt eines im Vorgrunde knieenden Mädchens. Schön, bewegt
und würdig ist endlich auch eine Kreuzabnalimß (I, NO- 130)-
Sehr Vieles von ihm findet man ferner in den Kirchen Neapeyg, so
z. B. in S. Domenico maggiorß, in de1_ Kapelle des heiligen JosePh- 61116
sehr anmuthige Madonna, die ihrem Kinde die _Bi'ust zu reichen im Begrid
ist. Gleichfalls ein tüchtiges Bild, und 191 1111392111611 Sehr Schön, doch
schon ohne die Innigkeit der früheren ist ein heiligenLaurentius, im Seniif
derselben Kirche. Mehr tritt, wie bereits bemerkt, in noch späteren B11.
dern jenes manierirte Wesen der Künstler M011 Raphael 6111, 110011 immer
so, dass sie im Einzßlnen stets noch Bedeutendes behalten und sich meist
durch schöne Köpfe auszeichnen. Dahingehören z. B. eine Kreuzabnahme
in S. Severino, eine Himmelfahrt Mariä im Museum (i, lhlo. 136), u. a. m.
Dass seine Schüler, wie sich aus zahlreichen Beispielen ergiebt, vor-
nchmlich die letzte Richtung befolgten, liegt 111 der Natur der Sache.
Noch bemerke ich, dass ich in S. Lorenzo maggiore, in der Kapelle,
welche jenes wunderthätige, dem Maestro Simone oder dem Colantonio
zugeschriebene Christusbild enthält, al fresco gemalte Darstellungen aus
der Passion Christi gegeben habe, welche im Einzelnen Bedeutsames, fast
wiederum nach der Art des Sodoma enthalten, so dass ich auch diese dem
Andrea zuschreiben möchte.
Es scheint, dass fast gar keine Werke des Andrea sein Vaterland ver-
lassen haben. Nur so kann man es begreifen, wie dieser höchst ausge-
zeichnete Schüler RaphaeYs so wenig bdrannt geworden ist, während er
doch mit den übrigen Schülern wenigstens auf gleiche Stufe gestellt zu
werden verdient. Denn, in der That, ich wüsste nicht, was der unsaubere
und renomrnistische Giulio Romano (ich kenne unter seinen Werken m11-
sehr wenig wahrhaftig Schönes); was Garofalo, der sich nur selten aus
seiner typischen Gleichförmigkeit cmporzureissen vermag, was Bagna-
cavallo, der nicht eben höher steht, als Garofalo, was der kümmerliche
Penni, der niittelmässige Perin del Vaga, und wie sie sonst heissen mögen,
gerade vor diesem Künstler voraus haben sollten, der zwar kein Genie des
allerersten Ranges ist, der aber in glücklichen Momenten Werke zu schaf-
fen vermochte, die allezeit einen erbaulichen und erfreulichen Eindruck
machen müssen.
Bekannter, als die bisher erwähnten Meister, sind die der späteren
Kunstepoche, besonders wo es sich um den Streit der Naturalisten und
Eklektiker handelt. Ich beschliesse somit diese Betrachtungen, indem ich
es mir für ein andres Mal vorbehalte, auf letztere, sowie auf die öfter
berührte reiche Gemälde-Galleric des borbonischen Museums zurückzu-
kommen.
Kugler, KI
ine Schriften