384
ltaliex
nische
Studien.
That auch als einen Giovanni da Bruges zeigte), aber die Madonna ist wie-
derum fast in der Art des Leonardo, der Joseph entschieden in der Art
des Raphael gehalten. Die beiden Könige zur Rechten der Madonna sind
tüchtige Portraits, der junge König zur Linken eine sehr anmuthige und
edle Gestalt. Im Ganzen ist das Bild schön gemalt, und nur das Kind steif
und schlecht in der Zeichnung.
Merkwürdig ist auch ein wirklich niederländisches Bild, ebenfalls eine
Anbetung der Könige, welches sich in S. Domenico maggiore, in der Kapelle
des heiligen Joseph befindet, und fälschlich dem Albrecht Dürer zuge-
schrieben wird.
Die neue Richtung der Kunst, welche mit dem sechzehnten Jahrhun-
dert begann und dem ersten Viertel desselben einen ewigen Ruhm gewährt
hat, erhielt Neapel von Rom aus, zunächst durch den Andrea Sabba-
tini, der gewöhnlich, nach seinem Geburtsorte, Andrea di Salerno
genannt wird. Dieser war eine kurze Zeit in Raphaels Schule, alsletzterei-
die erste der vatikanischen Stanzen malte; er hat wesentlich den Styl bei-
behalten, welchen Raphae] in dieser schönen Periode seiner künstlerischen
Laufbahn befolgte, wenngleich leider in späterer Zeit das ausgeartete,
manierirte Wesen der Florentiner und Römer auch ihn nicht ganz unbe-
rührt liess. Seine erste Bildung erhielt Andrea in Neapel, und die Gemälde
seiner früheren Periode zeigen noch die auffallendste Aehnlichkeit mit der
älteren Schule, vornehmlich mit der Richtung des Silvestro de' Buoni.
Dahin gehören u. a. einige kleine Bilder in der Gemäldegallerie des Museums,
insbesondere eine Darstellung der Gichtbrüchigen N0. 93), und eine
Taufe Christi (l, N0. 97), in welchen beiden die Farbe wiederum beträcht-
lich an die älteren Venezianer erinnert; die Zeichnung des Nackten ist in
ihnen, wenngleich dürr, so doch schon untadelhaft. Anziehender ist ein
heiliger Martin, der mit dem Bettler seinen Mantel theilt (I, No. 10), ein
einfach schönes, naives Bild, aber dies fast ganz einem Bellini ähnlich.
Eine Abnahme vom Kreuz (I, N0. 13), die mit glücklichem Allekt darge-
stellt ist, zeigt schon eine Hinneigung zu Raphaels Styl. Ungleich mehr
ist letzteres in zwei höchst ausgezeichneten kleinen Bildern (I, N0. 102
und 104) der Fall, welche Scenen aus dem Leben des heiligen Placidus
enthalten. Diese sind ungemein grossartig in der Zeichnung, nicht minder
schön gefarbt, wie die vorigen, und voll des innigsten Gefühles. Ich
möchte sie mit Werken des Sodoma vergleichen, wenn dieser treffliche
Künstler nicht noch in der Zeichnung dagegen zurüekstände.
In die Zeit von Andrea's schönster Entwickelung gehört ein grosses
Gemälde derselben Gallerie (I, N0. 119). Es stellt eine Anbetungder
Könige dar, und drüber, in einer Lünette, die allcgorische Gestalt der
"Religion, auf einem Throne sitzend. Dies Bild ist höchst ausgezeichnet
und frei behandelt, im Einzelnen ganz mit der Innigkeit und Anmuth
Raphaels; in der Gewandung erinnert es selbst, ohne jedoch im Mindesten
manierirt zu sein, an Michelangelds grossartige Linien.. Die beiden zurück-
stehenden Könige haben noch etwas vom Charakter der umbrischen Schule.
Die Figur der Religion ist höchst anmutlisvoll und würdig; doch ist sie
etwas strenger gemalt als das Uebrige und vielleicht von andrer Hand.
Ueber das Ganze herrscht die zarteste Farbe.
Sehr anmuthvoll und schön gemalt, wenngleich minder grossartig, ist
ein andres grösseres Bild (1, N0. 110), welches einige der Thaten des hei-
ligen Nicolaus darstellt. Das Bild hat treftliche Köpfe und reizend ist die