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Studien.
Italienische
lige Jungfrau mit dem Kinde, von Heiligen umgeben. Das Bild erinnert
noch mehr, als wir es bei den Staifeleibildern des Meisters fanden, an die
Art des Pcrugino; aber es ist leichter gehalten und härter und wviedcrum
mit Anklängen an die oberdeutsche Schule. Andre Bilder ebendasclbst,
in der Kapelle des heiligen Dominicus, welche ein älteres Bildniss dieses
Heiligen umgeben und ebenfalls für eine Arbeit der beiden Brüder gelten,
erschienen mir beträchtlich moderner.
Sehr trefflich sind zwei Bilder in S. Maria 1a Nuova, in der Kapelle
des heiligen Franciscus, die dem Pietro zugeschrieben werden. Sie stellen
die heilige Agatha und die heilige Lncia dar und stehen zu den Seiten
eines Franciseusbildcs, welches ungleich roher ist. Beide sind sehr gross-
artig in der Gewandung gehalten, die eine mit anmnthigst zierlicher Hand-
bewegung.
Von eben demselben ist im Museum (l, No. 91) eine heilige Jungfrau
auf dem Throne mit Engeln, ein schönes mildes Bild, in welchem ich
mehr niederländische als oberdeutsche Anklänge zu finden glaubte. Eine
Kreuzigung (I, N0. 55) ebenfalls vom Pictro, ist ein kleines Bild, schön
und lebendig gemalt. Dies erinnerte mich in Etwas an die älteren Vene-
tiancr, eine Richtung, die wir in der neapolitanisehen Schule am Schlusse
des funfzehnten Jahrhunderts noch hervortreten sehen werden. Eine dem
Ippolito (der beträchtlich früher starb als der Bruder) zugeschriebene Kreu-
zigung (l, No. 11) ist alterthümlich strenger und schlichter gehalten.
Zwei tüchtige Bilder in der Sacristei von S. Angele a Nilo, die dem
Tommaso de' Stefani, einem Zeitgenossen des Cimabue, ohne Urtheil zuge-
schrieben werden, schienen mir der Art und Weise der Donzelli wohl
entsprechend.
Für einen andren Schüler des Zingaro gilt Simone Papa il veechio,
obgleich seine Arbeiten eine abweichende Richtung zeigen, und zwar eine
ganz entschiedene Abhängigkeit von niederländischer Art und Weise.
Jedenfalls dürften seine Werke mit dem obenerwähnten heiligen Hierony-
mus, den man dem Colantonio del Fiore zuschreibt, in Verbindung zu
bringen sein, obgleich sie nicht so bedeutend sind und eine gewisse
schwächliche Gemüthlichkeit zur Schau tragen. Von ihm sah ich nur
einige Bilder in der Gemäldegallerie des Museums: Eins mit dem heiligen
Hieronymus, dem Erzengel Michael und den beiden Johannes (l, No. 47);
ein andres, Welches die heilige Jungfrau mit dem Kinde und in der
Ferne die Kreuzigung vorstellt (l, No. 74), dies, wie Colantonids Hierony-
mus, in der mehr langfaltigen Gewandung etwas von der Eycldschen Weise
abweichend; und ein grosses Bild (ll, No. 225), welches in der Mitte
den Erzengel Michael, zwei Ileilige und die Donatoren auf seinen Seiten
darstellt. Das Bild ist im Ganzen tüchtig, ernst und naiv, wenngleich
nicht grossartig durchgeführt. Die Gesammtanordnung, die Landschaft,
vornehmlich der Erzengel sind ganz in niederländischer Art behandelt
(letzterer dem heiligen Michael des Danziger Bildes ähnlich); die andren
Figuren haben wiederum etwas mehr Alt-Vcnezianisehes.
Von Nicola di Vito, ebenfalls einem Schüler des Zitigaro, sieht man
im Museum (I, No. 31) einen trefflichen, aber sehr streng gemalten Erzengel
Michael. Dieser Nicola ist der Pulcinell der Neapolitaner Künstlcrge-
schichte, ähnlich wie der alle Butfalmaco bei den Florentinern. Man
erzählt von ihm allerlei Eulenspiegeleien: wie er z. B mit einem gemalten
gespenstischen Koyife, den er auf eine Stange gesteckt und diese mit Kleidern