Von
den
älteren
Malern
NeapePs.
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des Bartes minder fein gemalt sind, als dies bei Gemälden des Johann
van Eyck der Fall zu sein pflegt. Ebenso ist auch der Löwe ziemlich
roh gemalt (obgleich die Mähne-wohl als restaiirirt anzunehmen ist]. Das
Gewand endlich, welches der Heilige trägt: 15b 1" schwere": langen Falten
gezeichnet. die, ebenso wie die erwähnten Eigenthümlichkeiten und wie
der goldene Heiligenschein, einem noch minder entwickelten Künstler anzu-
gehören Scheinen Bei der gänzlichen Dunkelheit, in welcher die Geschichte
der neapolitanischen Kunst noch liegt, und bei verschiedenen andern Anzei-
chen transalpinischen Einflusses, wage ich zur Leit nicht, über diesen Punkt
eine Meinung abzugeben.
Von Angele Franco, der für einen Zeitgenossen und Nachahmer
des Colantonio gilt, befindet sich in S. Domcnico niilgglßfß (m (im Kallßne
der B. Vergine delle Grazie) ein eigenthümliches Bild, eine Madonna, mit
Johannes dem Täufer und dem heiligen Antonius Abbas. Es ist streng,
im Colorit trocken, im Charakter etwa den Meistern des ElsasseS, Vüfnßhlll"
lieh dem Martin Schön verwandt. Ein anderes Madonncnbild, welches er
in derselben Kirche, in der Kapelle des heiligen Martin, auf die Wand
gemalt hat, ist von sehr anmuthigem Ausdrucke.
Der bedeutendste Meister dieser ganzen Periode ist Antonio Solario,
gewöhnlich il Zingaro genannt, der um das Jahr 1382 geboren und
um 1455 gestorben sein soll, ein Tocliterniann des Colantonio del Fiore.
Sein Leben hat einen romantischen Anstrich; es scheint mehr von Novel-
listen als von Historikern verfasst zu sein. Nach Dominici war er iii seiner
jungen Zeit ein Blechschmied; Liebe machte ihn zum Künstler. Sein eigent-
licher Lehrmeister in der Malerei, bei dem er sieben Jahre verweilt, soll
Lippo di Dalinasio zu Bologna gewesen sein; dann soll er seine schliess-
liche Ausbildung durch Studienreisen im oberen Italien empfangen und.
zuletzt noch dem Pisancllo und dein Gentile da Fabriano an ihren grosscn
Arbeiten zu Rom, iin Lateran, geholfen haben.
Wieweit diese Angaben mit den Gemälden des Zingaro übereinstimmen,
dies zu entscheiden, möge künftigen Kritikern vorbehalten bleiben. ich
bemerke nur, dass mir die Schule, welche der Künstler beiin Lippo di
Dalmasio durchgemacht haben soll, etwas problematisch vorkommt, oder
dass wenigstens ein bedeutender Theil seiner Werke der Richtung einer
solchen Schule nicht entspricht und möglicher Weise als von anderer Hand
gearbeitet, zu betrachten sein dürfte. Eine kleine neuerdings erschienene
Schrift von "Moschini (Illemorie delta vita cli Antonio de Solario, detto
il Zjngaro, pjttoqwe vjniziano. Venezia_1828. 24 8.] behauptet, dass
Zingaro von Geburt ein Venezianer sei, sofern. er sich auf einem Gemälde
im Besitz des Abbate L. Cclotti selbst als Antonzus de Solarzo venetzts unter-
zeichnet habe. Hiediirch würde seine Bildungsgeschichte nur um so dunk-
ler werden; auch enthält die angeführte Schrift keinen einzigen Punkt zur
weiterii Aufklärung der Sache-
Die schönsten Stadeleigemälde, welche ich vom Zingaro gesehen habe,
befinden sich in der Gemäldcgallerie des Museums, wohin sie aus verschie-
denen Kirchcii gebracht sind. Sie haben eine eigene. Süssigkeit und Zart-
heit, und von ihnen gilt zuerst auf entschiedene Weise, was oben bereits
als ein Hauptzug dieser ganzen Periode angegeben wurde, dass ihr Cha-
rakgel- nämlich etwa die Mitte hält zwischen dem der umbrisrhcn Schule-
liiqgons und deljenjgijli, die sich im oberen (südwestlichen) [lauter-Irland