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Italien
Studien.
ische
die oberen Winkel der gegebenen Räume durch Engel- oder Teufelsgestal-
ten ausgefilllt werden.) In der Kapelle, an dem sechseckigen Taufbrunneu,
geht die Taufhandlung vor sich. Das Kind wird von einem Manne in
rother Kleidung gehalten, ein Diakenus stützt seinen Arm; weiter zurück
steht noch ein Zeuge. Der Priester giesst das Wasser auf den Kopf des
Kindes, neben ihm steht der Sakristan. im Vorgrund, tiefer, sieht man
eine Weibergruppe, deren Beschäftigung leider nicht mehr deutlich zu
erkennen ist; doch sind auch unter ihnen noch anmuthige, lebenvolle
Köpfe erhalten.
2. Die Firmeluug. Eine gothisehe Kirche, nach vorn offen; darüber
wieder ein Engel mit einer Kerze. Eine Mutter hält ihr weissbekleirletes
Kind auf dem Arme, ein Bischof segnet es; hinter ihr zwei andre Frauen,
von denen die eine ebenfalls ein Kind auf dem Arme trägt. Im (beschä-
digten) Vorgrunde führt wiederum eine Frau ein Kind herbei.
3. Das Abendmahl. Ein gothisches geradlinig geschlossenes Gebäude;
darüber zwei Engel mit Kerzen und Rauchgefassen. Man sieht eine Anzahl
knieender Leute, mit verschiedenem Hauptschmuck und sehr lebenvollen
Gesichtern; einer steht am Eingange aufrecht, ein andrer tritt eben ins
Portal. Der Priester ein trefflich individueller Kopf reicht dem vor-
dersten die Oblate; hinter ihm zwei Sakristane, von denen der erste den
verhüllten Kelch trägt.
4. Die Beichte. Reiche Architektur im Ilorentinisch-gothischen Style,
nur zum Theil geöffnet. Der Priester sitzt im Beichtstuhl, mit sehr aus-
drucksvoller Geberde horchend; vor ihm kniet ein WVeib, welches mit
betrübter Miene beichtet. Ausserhalb der Kirche, rechts, sieht man drei
Büssende, die in gemessenen Schritten die Kirche verlassen. Sie tragen
das Haupt in schwarze Kapuzeuverhüllt; Arme, Rücken und Beine sind
nackt. Sie schwingen Geisseln auf ihren Rücken; dem vordersten fliesst
das Blut herab. Oben, in der Ecke, erblickt man enttliehende Teufelgestalten.
5. Die Priesterweihe. Offene byzantinische Kirchen-Architektur.
In dem Gewölbe einer Tribune ist eine Mosaik-Darstellung angebracht:
Christus, der zwei Junger zu sich ruft, oifenbar absichtlich, als Vorbild
der heiligen Handlung. In der Kirche sitzt der Papst unter einem Balda-
chin, mehrere ornirte Geistliche zu seinen Seiten. Er fasst mit seinen
Händen die des jungen Priesters, welcher geweiht werden soll und hinter
welchem andere Geistliche und mehrere Chorknaben stehen. Den Vorgrund
bildet ein Chor von zehn Sängern, die vor einernPnlte stehend singen.
Die nachlässige Sängerstellung, die Anstrengung beim Singen, die Vertrag-
weise der verschiedenen Stimmen, alles dies ist in der Gruppe aufs Glück-
lichste und in liebenswürdigster Naivetät dargestellt. Links oben schwebt
wiederum ein Engel.
6. Die Ehe. Ein reiehornamentirter Teppich im I-lintergrnnde, darüber
kleine Amorinenstatuen, welche goldene Guirlanden tragen. Vor dem Tep-
pich, in der Mitte, steht ein fürstliches Paar; der Bräutigam ist im Begride,
der Braut den Ring anzustecken; ein Priester hinter ihnen nähert ihre
Hände einander. Nach alter Ucberlieferung sind dies die Portraits der
obengenannten Stifter der Kirche, des Ludwig von Tarent und der Johanna;
er hat etwas Wendisches in seiner Physiognomie und einen rethen Spitz-
bart, sie ein äusserst zartes feines Gesicht mit blonden Flechten. Hinter
der Königin steht ein Gefolge reizender Frauen, die Sich Öllrßh die Anmllih
ihrer Köpfe und die zierliche Naivetät ihrer Haltungen auszeichnen. Hinter