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älteren
den
Malern
NeapßYs.
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Freskomalereien seiner Hand befindet SiCh in der Brera; sehr anziehend ist
unter diesen die Geschichte der Anna und des Joachim, auf mehreren B51-
dern gemalt und ehemals im Kloster della Pace befindlich. Hier sieht man
schöne würdige Gestalten und einen edlen Styl in der Gewandung. Auch
die'Gesammt-Anordn1ing dieser Bilder hat etwas Eigenes; sie erinnert, in
den weiten landschaftlichen Gründen, besonders an die älteren Florentiner.
Andere Bilder des Gaudenzio sieht man in S. Ambrogio, S. Maria delle
Grazie n. s. w.
Selbst in den Werken des Bartolommeo Suardi (Brainantino)
ist jener heimische Charakter noch nicht ganz verwischt; als Beispiel nenne
ich das grosse Freskobild in der Brera (Madonna auf dem Throne kund
zwei Engel) mit der eigenthümlich zarten Reflexbeleuchtung der Gesichter.
Ebenso ist in Bernardino Lanino, ist selbst in dem Manieristen Aure-
lioLnini die Schule immer noch zu erkennen.
VON
DEN
ÄUFEREN
MALERN
NEAPEUS.
(Museum,
1835,
437
Wenn man Neapel besucht, so hat man insgemein schon sehr viel von
Italien gesehen und seinen (risalpinisrhen Hunger nach Werken der Kunst
beträchtlich gesättigt; man bringt nur noch die Absicht mit, Pompeji und
die Schätze antiker Malerei im Neapler Museum. die bemalten Vasen, oder
das zxreitausendjährige Brod nebst den Lavaformstücken jener armen Pom-
pejanerin, je nachdem Pflicht und Neigung entscheiden, in Augen-
schein zu nehmen. Im Uebrigen dankt man Gott, dass man nicht mehr
zum unanthörlichen Ansehen von Kunstgegenständen gepresst wird und
dass man sich endlich, in dem irdischen Paradiese angelangt, dem aller-
süssesten Farniente ohne Gewissensbisse hingeben kann. Man wandelt
den unaufhörlichen Weihnachtsmarkt der Chiaja auf und nieder; man fährt
durch die Grotte des Posilipp und trinkt zu Pozzuoli auf dem Altan des
Ponte di Caligula (so heisst die Osterie) den köstlichsten Falerner, während
die grünen Wellen um die wirklichen Brückentrümmer tanzen; man reitet
durch Kastanienlauben nach Calmadoli empor, wo alle Herrlichkeit der
Welt. zu den Füssen des Beschauers ausgebreitet liegt; man segelt hinüber
naclrCapri und lässt sich in die verzauberte blaue Grotte hineinlootsen,
u. s. w. Diese und ähnliche sehr löbliche Beschäftigungen ergeben sich
durch die Umstände so von selber und werden auch von Jedermann so
getreulieh wiederholt, dass man in der That kaum die antiken Schätze des
Museums bisher genug gewürdigt hat, geschweige denn die ebendort befind-
Hche Sehr reiche gemäldegallerie und noch weniger die in den Kirchen
zerstreuten Kunstwerke. Dass aber vor Spagnoletto und vor Raphael dort
(Etwas der Rede Werthes gemalt worden ist, weiss diesseits der Alpen fast
niemand; und es lässt sich dies auch kaum voraussetzen, wenn man die
Kugler, Kleine Schriften. l. 24