III.
Bestätigungen.
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untersucht und nicht die leiseste Spur von Farbe oder von denjenigen ein-
gegrabenen oder eingeschnittenen Linien gefunden, welche gewöhnlich ange-
wandt wurden, um das Muster der Bemalung Zll bezeichnen. Am Rinn-
leisten, an dem Blattgliede von übersehlagender Form, Selbst all den Bändern
des Architravs, welche den Einflüssen def Wmemng S0 Sehr allSgesetzt
seien, finde man durchweg diese Spuren, während der Echinus, aufs Beste
gegen das Wetter geschützt, eine vollkommen glatte Oberfläche zeige, die
eben erst vollendet zu sein scheine, die einen schönen gleichmässigen Ton
habe, aber nicht die geringste Spur einer Linie, welche zur Ausführung
einer farbigen Verzierung bestimmt gewesen S61." Wo sonst solche Linien
nicht wirklich eingegraben, stehe doch die (lbertlache der gemalt gewesenen
Verzierung sehr häufig um die Dicke eines Papierblattes erhaben da; aber
auch hievon sei kein Atom, weder am Abacus noch am Echinus des Par-
thenon, zu linden 1). Hr. Semper (an den erwähnten Verhandlungen Theil
nehmend) will zwar schwache Spuren schwärzlicher Linien am Echinus
der Säulenkapitäle des Theseustempels wahrgenommen haben. Hr. Penrose
versichert aber, dass er auch die Kapitäle dieses Tempels mit grosser Sorg-
falt untersucht habe, ohne irgend etwas der Art zu entdecken.
Gegen die Bemerkung Donaldson's, dass das ganze Aeussere des The-
seustempels, einschliesslich der Säulen, mit einem Stucküberznge, gleich-
zeitig mit der Erbauung und zum Zwecke der Bemalung, versehen gewesen
sei; bemerkt Penrose: er habe, was die Säulen dieses Tempels betreiie, nur
den Eindruck einer ebenso vollendeten Politur und einer ebenso fein durch-
geführten Behandlung wie an denen des Parthenon empfangen. Gegen die
Annahme Sempefs, der an der einen Ecke des änsseren Architravs des
Theseustempels rothe Farbenspuren entdeckt haben will und hienach das
ganze Aeussere desselben in rother Farbe restaurirt, bezieht sich Penrose
auf jenen glühenden Ton, den der Stein durch einen Naturprocess empfange
und den er mit Bestimmtheit als eine Oxydation des im pentelischen Mar-
mor vorhandenen Eisens bezeichnet. Hiemit steht, im nächsten Wechsel-
bezuge eine Bemerkung des Hrn. Twining, die in ihrer Weise wiederum
den ganzen Streit über die Ausdehnung der Polychromie bei den griechi-
schen Marmorgebäuden zu beseitigen geeignet ist: dass nemlich die zu
Tage stehenden Flächen des pentelischen Marmors im Stein-
bi-nehe denselben Farbenton zeigen, wie die athenischen
M o n nmente. Zugleich stimmt Hr. Twining mit Penrose's Erklärung über
die Entstehung dieses Farbentones überein. Hr. Penrose ist im Uebrigen,
1) Alle diese Bemerkungen des Hrn. Penrose lassen sich an den Gypsabgüssen
von Theilen der athenischen Tempel, die gegenwärtig im neuen Berliner Museum
ilufgestent sind, aufs Beste und vielleicht noch sicherer, da man sie in jedes
beliebige Licht stellen kann, wiederholen. Man sieht an den verschiedenen Glie-
derungen die an den Gebäuden selbst vorhanden gewesene Bemalung, theils durch
Jene leicht eingeritzten Umrisse, theils dadurch, dass die Decke der enkaustisch
ßllfgemalten Verzierung den Stein mehr geschützt hatte und derselbe somit im
Einschlnsse der Verzierung, wenn außh im IÄSHSWII MäaSSe, über dem Grunde
erhaben steht. Man erkennt selbst an dem, W11 dem Wetter sehr stark ange-
griffenen Architravbande noch den kunstreichen Doppelmäander, an dem darunter
befindlichen Riemen mit den Tropfen noch die Spur der reizenden hängenden
Palmetten und Lotoskelche, die darauf gemalt Waren. An den Abgüssen der
Säuleukapitäle des Parthenon, der Propyläen, des Theseustempels, mag man jeden
ihTer Theile aurh in das schärfste Streiflieht wenden, ist durchaus Nichts der
Art, nichts als die regelmässig glatte Fläche wahrzunehmen.