Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

III. 
BESTÄTIGUNGEN. 
(Deutsches 
Kunstblatt, 
18521 
Es müssen zuweilen lnfluenzen in der Luft liegen, auch geistiger Natur, 
auch wenn uns ihre Bedingnisse nicht ganz klar werden. Vor siebzehn. 
achtzehn Jahren bildete das Bnntfarbige in der griechischen Architektur 
und Sculptur und der Grad seiner Ausdehnung eine der brennendsten Streit- 
fragen unter Archäologen und Künstlern; nachdem es damit allmählig ziem- 
lich still geworden, scheint die Sache jetzt plötzlich zu neuem Leben zu 
erwachen. Mchrseitig, 0b vielleicht auch durch sehr verschiedene äussere 
Gründe veranlasst, taucht die Frage auf, wie weit sich inzwischen die eine 
oder die andre Ansicht bewährt, wie weit unsre Erkenntniss, für die eine 
oder die andre Ansicht, an gesicherten Gründen zugenommen habe. 
Ich hatte im Spätsommer des vorigen Jahres Nachträge zumeiner 
Schrift "über die Polychromie der griechischen Architektur und Sculptur 
und ihre Grenzen" (1835) niedergeschrieben, sie mit diesen in die bevor- 
stehende Gesamrnt-Ausgabe meiner „kleinen Schriften und Studien zur 
Kunstgeschichte" aufzunehmen. Ich hatte mich bemüht, die Sache damit von 
meinem Standpunkte aus thunlichst zu einem neuen Abschlüsse zu bringen. 
Nicht lange, nachdem ich diese Arbeit beendet, wurden zwei neue, diesen 
Gegenstand behandelnde Werke angezeigt; ein höchst umfassendes:  
 Restitutiovz du temple cflömpedocle d Selirgozzte, ou lllrclzitecture poly- 
clzröme chez Zes Grecs par J. J. Hittorff, architecte. Avec un 
atlas. Paris, 1851. (845 S. in gross 4. und ein Atlas 1101224 poly- 
 chromen Tafeln in Fol.) 
und ein knapp gesehürztes: 
Die vier Elemente der Baukunst. Ein Beitrag zur vergleichenden Bau- 
lcunde von Gottfried Sentper. Bratenschweig, 1651. (104 S. in 8.) 
Ich war begreiilicher Weise. höchst gespannt auf den 1,1113], und das 
Ergebniss beider Werke, deren Verfasser, wie bekannt, zu_ den Hauptver- 
tretern einer vollständig durchgeführten Bemalung der griechischen Archi- 
tekturen gehören. Andre Arheitcn, die ich inzwischen vorgenommen, liesscn 
mich erst jetzt an ihre Lectüre gehen,  und nun fühle ich mich, so man- 
nigfaches Interesse beide auch im Ucbrigen bieten, fast enttäuscht dadurch. 
dass sich aus ihnen ein weiteres, neues Resultat von irgend wesentliche-m 
Belang eben gar nicht entwickeln will. Oder vielmehr: sie haben mir die 
freudige Bestätigung gegeben, dass die Ansicht der Sache, der ich bisher 
gefolgt war und die ich in jenen Nachträgen auf eine im Ganzen nur mäs- 
sige Weise zu modificiren veranlasst gewesen bin, auf leidlich festen Füssen 
steht. Wenigstens scheinen mir die Angriffe meiner beiden ehrenwerthen 
Gegner,  denn das sind die Verfasser beider Werke,  in denjenigen 
Punkten, wo es auf dasWesen der Sache ankommt, aller festen Basis zu 
entbehren. 
Ich habe über die Anordnung und den Gesammtinhalt beider Werke 
eine kurze Andeutung vorauszuschicken. Das Werk von Hittorff enthält
	        
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