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Antike Pol ychromie.
röthliche Farbentöne bezeichnet, die, je nach den Geschlechtern und Altern,
mehr in das Dunkle oder mehr in das Weissliche hinüberspielen. L. v. Klenze
rühmt den grossen Reiz und die schöne harmonische Wirkung dieser Arbei-
ten, bemerkt aber, dass dabei gleichwohl von einer, die Natur nachahmen-
den Nüancirung der Farben wenig die Rede sei; vielmehr ergiebt sich aus
seinen Notizen (wonach z. B. das männlich Nackte eine dunkel-rosenrothe
Farbe hat), dass es sich hier nur um conventionelle Abstufungen der Far-
bentöne handelt.
Solchen bunteren Werken reiht sich dann auch der Gegenstand eines
interessanten herculanisehen Wandgemäldes im Museum von Neapel an,
eine Malerin darstellend, welche die Statue einer Bacehnsherme abmalt
(Gallerie der antiken Malereien, N0. 383). Hier erscheint die Herme, auf-
wärts von dem bräunlichen Schafte, in natürlichen Farben, nicht monochrom.
Den in meiner Schrift über die Polychromie zusammengestellten Angaben
über farbige Ausstattung der Tempels culpturen ist wenig hinzuzufügen.
An einer der Metopen des Theseustempels, im britischen Museum zu
London, erwähnt u. A. Waagen (Kunstwerke und Künstler in England, I,
S. 89) des erhaltenen Kopfes eines Ringenden, dessen Haar und Bart nur
als dicke, ganz glatte Masse behandelt sind, also auf eine vorhanden gewe-
sene nähere Bezeichnung des Einzelnen durch Farbe schliessen lassen.
Dasselbe ist an den Resten der Metopen-Sculpturen des Jupiter-Tem-
pels zu Olympia, im Pariser Museum, zu bemerken.
An den Reliefs des Parthenon, sowohl der Metopen als des inneren
Frieses, erwähntL. v. Klenze (a. a. O. S. 254) rother und grüner Farben-
spuren auf den Gewändern.
Die Angabe über die Farbenspuren an den Statuen des Minerven-
tempels von Aegina werden durch L. v. Klenze (a. a. O.) bestätigt, auch
in Betreff der Farblosigkeit des Nackten. Eine röthliche Stelle am Körper
des Patroclus ist nach seiner Bemerkung zu unbestimmt, um eine Hypothese
der Bemalung darauf zu bauen 1).
Von den zahlreichen rothgemalteu Details, an Kleidersäumen, Riem-
getlechten, Gurtbändern u. dergL, welche sich an den hochalterthümlichen
Metopen-Reliefs des mittleren Peripteros auf dem westlichen Hügel zu
Selinunt finden, giebt Serradifalco (AntichitötdellaSicilia, II, t. XXV die
nähere Darstellung. Auch erscheint hier die Figur der Minerva mit schwarz
gemalten Augensternen. L. v. Klenze (a. a. O.) bestätigt im Allgemeinen
auch diese Angaben aus eigner früherer Untersuchung und spricht zugleich
von einer blauen schachbrcttartigen Verzierung der Gewänder.
An den Metopen-Reliefs des Peripteros auf der Südseite des östlichen
Hügels von Selinunt, welche der vollendeten griechischen Sculptur sehr nahe
stehen, sind die nackten Theile der weiblichen Figuren aus weissem Marmor
gearbeitet und sehr fein dnrchgebildet, während das Uebrige aus dem
i) Als dem Style der äginetischen Sculpturen sehr nahe stehend mag hier
noch das alterthiimliche Relief jener Grabsteleßrwähnt werden, die" in der Gegend
von Marathon aufgefunden wurde, gegenwärtig im Theseustempel zu Athen bewahrt
wird und die Gestalt eines Kriegers mit der Namensunterschrift Aristion, sowie
die Namensbezeichnung des Künstlers enthält. An der Bewaifnuug ist hier ver-
schiedenartiger Schmuck mit rother Farbe aufgemalt und das kurze gefältelte
Gewandstiick ebenfalls roth angestrichen, sowie auch der Grund eine röthliche
Farbe hat. Die polychrome Darstellung der Stele s. im Museum Of vldßsicdl
antiquitiea, 1851. 111, zu S. 254.