Nachträge,
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jenen 'J_"ropfen coi-respondirßlld,_ haben _11ngleich mehr den Charakter einer
heiter spielenden Dekoration, die zugleich mit dem Wechsel der Stege und
Schllitzen auf der Fläche der Triglyphen in einem harmonischen Einklange
Sie t.
Nehmen wir wie wir meines Erachtens nicht umhin können diesen
Ursprung der Mutulen aus dem Holzbau an, so werden wir uns weniger
dagegen sträuben dass auch die Anwendung der Tflrrlyphen auf einer
Rehiiniscenz alterthümlicher und durch ihr Alterthum ggheiligter Hßlzbau-
Construction beruhe. Sie bedeuten dann die Stirnseite der Querbalken, die
auf dem Architrav auflegen, odernviellmeiäf, weniggßltlfins nacl; VitruYs Angabe,
die Bretter die vor die Stirn äc e ieser a en au genaget wurden.
Wenn Vitriiv schon diesen Brettern eine enkaustisch aufgetragene blaue
Farbe zusehreibt, so mag sich dies allerdings nur auf der Ansicht der blauen
Triglyphen an ausgebildeten Steingebäuden dorischen Styles begründen.
Jedenfalls aber spricht die noch heute so häufig vorhandene blaue Farbe
der Triglyphen und ihre dadurch bezeichnete scharfe Unterscheidung von
dem Gerüst der Säulen und des Architravs (eine Unterscheidung, die doppelt
auffällig ist, wenn wiederum die Metopen die Farbe jenes Gerüstes tragen)
itlafür, lältais diedTriglyphen in diesem Falle nicht als zu dem Gerüste gehörig
erac e wur GI).
Dennoch ist ein Umstand im höchsten Grade auffallend. Als nicht zu
dem architektonischen Gerüste gehörig würden die Triglyphen jedenfalls
mag man ihren Ursprung auffassen, wie man wolle, selbständige deko-
rative Baustüoke ausmachen; sie würden demgemäss zu mannigfacher Vef-
zierung geeignet sein, und es würde diese Verzierung, ihrem ganzen Cha-
rakter gemäss, sehr füglich eine in sich abgeschlossene, z. B. etwa. Rosetten-
artige Form haben können. Statt irgend eines derartigen Schmuckes sehen
wir sie aber stets mit jenen senkrechten Schlitzen versehen, welche die
entschiedenste Verwandtschaft mit den Kanelluren der Säulen haben und
ihnen selbst eine unläugbare lierwandtschaft mit den letzteren geben. Wie
weit dies verwandtschaftliche Werhältniss nach der antiken Auffassung ging,
ersehen wir u. A. aus der Porta Augusta zu Perugia, einem zwar ohne
Lweifel spiit-etruskischen, aber in sehr gräcisirenden Formen ausgeführten
Bauwerke, an welchem über dem Thorbogen ein dorischer Fries hinläuft,
dessen Triglyphen ganz nach der Weise von Säulen-Pilastern (und zwar
ln einer ionisirenden Form) gebildet sind.
Die kanellurenartigen Schlitze sind es somit, die dennoch den Triglyphen
eine mehr als nur dekorative Bedeutung, die ihnen den Anschein einer
Structiven Bedeutung für den Bau geben, die sie dennoch wenigstens fähig
machen, den wesentlichen Theilcn desarchitektonischen Gerüstes sich ein-
Zureihen. Doch wiederum auch abgesehen von der blauen Farbe, die
sie aus dem Zusammenhangs des GßrüSfßS ausscheidet, treten andre
Umstände ein, welche ihre structivc Bedeutgnlg auf's Neue zweideutig
machen. Alte Tradition (jene schon in meiner c rift über die Polychromie
angeführte Stelle der Iphigenia in Tauris von Euripides, v. 113) deutet zwar
darauf hin, dass sie ursprünglich das Kranzgesims als abgesonderte Bau--
lheile stützten, indem die Metopen zwischen ihnen offen waren: die Monu-
Inente der Bliithezeit der griechischen Architektur sagen nichts mehr davon.
An ihnen ist, die Tyiglyphe jedenfalls nur noch als das Reliefbild, als die
Andeutung eines solchen structiven Inhaltes zu fassen. Was aber nicht
gnelir die Sache selbst. was nur noch das Bild der Sache war, konnte