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Antike Polychromiß.
schwarzer Metopen, so dass sich hiebei nicht blos die Farbenunterschiede
der beiden letzteren, sondern zugleich auch die verhältllißsmäßsig dunklere
Erscheinung der Triglyphen gegen den Architrav, also ihre eigne Färbung
neben noch dunkler gefärbten Metopen, ergiebt. Ein andres Beispiel in
demselben Werke (pl. LXXXVI) hat eine Art dorisirender Säulen und
ebenfalls einen Wechsel hellerer Triglyphen und dunkler Metopen; doch
ist aus dieser Abbildung über das etwaige Verhältniss von Weiss und Roth
nichts zu entnehmen. Endlich ist noch eine Vase des Berliner Museums,
No. 1014, anzuführen, die eine weissgemalte ionische Tempelarchitektur,
gleichfalls mit weissen Triglyphen und schwarzen Metopen im Friese ent-
hält. An den Triglyphen der zuletzt erwähnten Beispiele sind zwar die
Schlitze nicht angedeutet; doch ergiebt sich aus dem jedesmaligen Zusam-
menhange und aus dem gegenseitigen Vergleich zweifellos, dass sie solche
vorstellen sollen. Und wenn diese sämmtlichen letzteren Beispiele keinen
reinen architektonischen Styl mehr bezeichnen, so lässt sich aus ihnen doch
immerhin entnehmen, dass eine Behandlung des dorischen Frieses, wie sie
ihn zeigen, dem Bewusstsein des Alterthums nicht durchaus fremd war.
So finden wir hierin, was das Farbenverhältniss von Triglyphen und
Metopen sammt den zugehörigen Gliedern betrifft, aus verschiedenen Zeiten
Beispiele der verschiedenartigsten Behandlung. Der Sachverhalt aber scheint
sich nach alle dem, statt sich zu entwirren, nur doppelt unklar herauszu-
stellen. Wenigstens scheint ein festes Princip zu fehlen. So ist es in der
That. In der Bemalung des dorischen Gebälkes denn allerdings handelt
es sich nur um dieses fehlt ein auf innerlichen Gesetzen beruhendes
ästhetisches Princip, weil ein solches auch in der Formation die-
ses Gebälkes nicht zur Durchbildung gelangt ist.
Ich komme auf die antike Schultradition über den Ursprung des dori-
sehen Gebälkes aus dem Holzbau zurück, wie uns dieselbe bei Vitruv
(IV, 2) erhalten ist. Die Mntulen die Sparren- oder Dielenköpfe unter
der Hängeplatte sind nach dieser Tradition eine Nachahmung der her-
vorragenden Lattensparren des Holzbaues, und in der That wird sich schwer-
lich eine andre Erklärung über den Ursprung dieses dekorativen Baugliedes
finden lassen, die sein Dasein vor dem Blicke des naiven Beschauers in
befriedigender Weise rechtfertigte. Sie haben nicht einen prägnant ästhe-
tischen Ausdruck, jedenfalls keinen Ausdruck von solcher Bedeutung, dass
in ihm ihre stets wiederholte Anwendung sich völlig begründen liesse, Sie
haben für die rein ästhetische Auffassung etwas Willkürliches und machen
schon desshalb ein Zurückgehen auf die Tradition nöthig. Sie ahmen ein
äusserlich Gegebenes, Nicht-Aesthetisches nach, wovon sie doch, Abei den
ästhetischen Bedingnissen der Formation des ganzen Kranzgesimses, wie-
derum vielfach abweichen müssen 1). Es ist ein absichtliches Festhalten
an einem durch die Tradition, und vorzugsweise nur durch diese, Ehr-
würdigen und Heiligen, was eben dem Charaktcfdes ganzen Dorismus
entspricht; aber es ist in diesem Festhalten zugleich ein Hemmniss für die
freie ästhetische Entwickelung da. Die regelmässig wiederholte Anwendung
des Schmuckes von jedesmal achtzehn Tropfen unter jedem Dielenkopfe
prägt das conventionelle Wesen dieses dekorativen Baugliedes noch schärfer
aus. Die Tropfen unterhalb der Triglyphen, 0b auch augenscheinlich mit
i) Ich verwoise hiebei auf die Ausführung
"über griechische Architektur," 5. 12.
VOII
Hübsch in
Schrift
seiner