Nachträge.
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stik der (loyigghen Culturelemente im griechischen Volksleben einen doch
nicht ganz gleichgültigen Beitrag zu geben. Zunächst wird dadurch meine
frühere Ahffasgung der Triglypilen als lntegrirender Theile jenes Gerüstes
erheblich ih Frage gestellt. Ich habe mich bemüht, ehe ich hierüber eine
entscheidende Antwort zu gewinnen suchte, noch eine weitere Beleuchtung
der Sachlage, von andrer Seite her, moglich zu machen. Ich habe zu diesem
Behuf die bildlichen Darstellungen von Architekturen auf Vasenbilderii
dnmhmustßre Dergleichen Darstellungcusind zwar, wie bekannt, nur mehr
Oder weniger flüchtige handwerkliche Zeichnungen und es sind dabei keine
eigehthchen Farben, sondern nur verschiedene Stufen von Dunkel und
Hell in der Regel nur Schwarz, Roth und Weissiind zumeist nur zwei
von diesen Tönen angewandt. Doch kann auch diese geringe Abstufung
sehr wohl genügen, um wenigstens den Gegensatz einer verhältnissmassig
dunkleren Farbentläche gegen den ungefärbten Stein zu bezeichnen; doch
kann auch bei flüchtigster Darstellung wenigstens das Allgemeine der archi-
tektonischen Erscheinung und ihrer WVirkung angedeutet werden; doch.
verbürgt gerade die handwerkliche Unbcfangenlieit der ganzen Behandlung,
dass die Zeichner sich aller eigenwilligen Composition enthielten und die
Dinge, die sie als Zeitgenossen im täglichen Leben vor Augen sahen, ein-
fach wiederzugeben versuchten, so gut es sich thun lassen mochte. Auch
werden wir allerdings aus solchen Darstellungen, falls sich dergleichen
nicht auf bestimmt attischen Gefässen finden sollten, auf den Gebrauch, der
gerade in der ausschliesslich attischen Architektur stattfand, nicht eben
mit Zuversicht zurückschlicssen können; aber für das Allgemeine der grie-
chischen Bauweise werden sie doch sehr wohl maassgcbend sein.
Die ältesten und in der Zeichnung alterthümlichsten Vasenbilder, die
hier überhaupt in Betracht kommen, haben bekanntlich schwarze Figuren
(gelegentlich mit weisser Färbung des Nackten bei weiblichen Gestalten)
auf rotliem Grunde. So wird es an sich nicht auffallen, wenn dieselbe
schwarze, silliouettenartige Darstellung auch bei Architekturtheilen statt-
findet. Dies ist namentlich bei den dorischen Säulen, die auf Preis-Amphe-
ren vorkommen, wie deren mehrere in der Vasen-Sammlung des Berliner
Museums befindlich sind, der Fall. Bei einem dieser Gefässe, N0. 649 1),
erscheint der Abakus weiss gefärbt, ein Umstand indess, der in solchem
Falle wohl für eine Farbenverschiedenheit an wirklichen Säulen noch nichts
bedeutet. N0. 1697 derselben Sammlung zeigt eine schon vollständige
Architektur; wo der Abakus der Säulen ebenfalls, doch nicht durch Weiss,
Sondern durch jenes Purpurviolett, das bei diesen alterthümlichen Vasen-
bildern gleichfalls vorkommt, unterschieden ist.
No. 671, ebenfalls, im Berliner Museum 2), hat eine eigenthümlicli
interessante roh alterthümlichc Darstellung. Eine dorische Architektur, an
deren Säulen oberwärts wasserspeiendc 'l'hierraclien angebracht sind; ent-
kleidere WVeiber baden in den Wasserstrahlen, während ihre abgelegten
Gewänder über einer Stange hängen. Das Nackte der Weiber ist weiss
gemalt, ihre Haare und Gewänder schwarz; so sind auch die Säulen weiss,
das Gebälk schwarz. In den letzteren erscheint der Architrav sehr schmal
Etruskische und Kampanische Vasenbilder
L1, z) Abgebildet in dem eben erwähn-
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1) Abgebildet bei E. Gerhard:
des königlichen Museums zu Berlin,
m11 Werke von Gerhard, t. XXX, 3.
Kußlßr, Kleine Schriften. I.