Bilderhandsvhriften
des
Mittelalters.
Papste Engen die Bestätigung der Freiheiten seines Klosters Er war ein
vortreffliche! Mann, den Wissenschaften und Künsten geneigt (unter ihm
lebte schon unser-Werinher) und eine Reihe von Schenkungen zeichnet
auch seineVerwaltung des Klosters aus. Er starb 1155. lhm folgte als
Abt Rupert, Graf von Neuburg.
Kaiser Friedrich I. hatte indess den widerspenstigen Jasomirgott des
Herzogthums Baiern entsetzt und dasselbe an Heinrich den Löwen, Herzog
von Sachsen, gegeben. Nach dem Stürze Heinrichs (1180) erhielt Otto von
Wittelsbach den grössten Theil Baierns. In diese Zeit fällt das grosse
Schisma, welches 18 Jahre lang die abendländisch christliche Kirche arg
verwirrte. Auch Baiern spaltete sich in Parteien für den einen oder den
andern Papst, welche sich gegenseitig in den Bann gethan hatten; die
Folgen dieses Zwiespaltes drückten das Land schwer. Der Abt Rupert
suchte dieselben jedoch für sein Kloster und dessen Besitzungen möglichst
zu hindern; es ist bewundernswürdig, wie er, ohne mit Alexander zu
brechen, den Kaiser zum Freunde behielt. Dieser, die Festigkeit Ruperts
in Glaubenssachen ehrend, half ihm zur Wiederherstellung mehrerer Klo-
stergebäude, wies den Sehirmvogt, über dessen Gewaltthätigkeit Rupert sich
beklagt, in seine Schranken, und verlieh ihm einen grossen Freiheitsbrief,
welcher nicht nur die von Kaiser Otto II. der Abtei bewilligten Rechte
bestätigte, sondern auch neue hinzufügte 2). Eben so war das Verhältniss
Ruperts zum Papst, von dem er gleichfalls, nach manchen andern Begün-
stigungen, einen Freiheitsbrief erhielt, welcher der Bestätigung aller frühe-
ren kirchlichen Rechte noch neue hinzufügte 3).
Rupert, erfahren in den Geschäften der Kirche und des Staats, war.
wie mit dem Kaiser selbst, so mit mehreren Grossen in näherer Verbin-
dung; unter Andern stand er auch mit dem späteren Schirmvegt des K10-
sters, Graf Berthold von Andechs, in freundschaftlichern Verhältniss. Zu-
gleich war er demüthig und erneuerte die Sitte, dass am Gründonnerstage
die Fusswaschung an 36 Armen von dem Abt und den Brüdern vollzogen
und dieselben darauf mit Speise und Kleidung versehen wurden.
Von seiner Theilnahme an Kunst und Wissenschaft haben wir ver-
schiedene Zeugnisse. So beschloss er, die Klosterkirche neu zu bauen
worüber er von dem Dornkapitel zu Freising ein Belobungsschreiben er-
hielt. „Wir loben (so heisst es darin) die Absicht eures guten und ehren-
vollen Planes wegen des Baues einer Kirche aus Stein, den ihr begonnen
habt, und rathen euch, das alte Gebäude niederzulegen, dies jedoch er-
innernd, dass die Abtragung der alten Kirche so vorsichtig geschehe, dass
der Altar unbewegt und unversehrt bleibe" U.
Der Probst von St. Pölten in Oesterreich erbat sich von ihm einen
jungen, in der Kunst der Malerei erfahrenen Geistlichen. Der Brief lautet
also: "Wir erbitten von eurer Gunst, dass ihr jenen, in der Kunst der
Malerei wohlerfahrenen Jüngling, der bei euch ist, H. genannt, zu uns
sendet, damit wir durch seine Hülfe den Schmuck an Malereien, den wir
in unsrer Kirche angefangen haben, unter Gottes Schutz vollenden mögen.
Und wie wir in dem begonnenen Werke durch ihn vorschreiten werden, so
sind wir in Wahrheit willig bereit, euren Verdiensten vor Gott nachzuste-
mdäl,
174.
E114
nda:
186.