Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Antike Polychromie. 
Grunde. Die sehr interessanten Gegenstände dieser Malereien stellen Scenen 
aus dem Leben einer schwarzen Sklavin vor, die, wie es scheint, sich 
eigenthümlicher Gunst von Seiten ihres Herrn 2m erfreuen haltß-  
Bei Aufzählung der Denkmäler mit Bezug auf die in der vorstehenden 
Schrift erwähnten ist schliesslich noch zu bemerken, dass jene angebliche 
Entdeckung von farbigen Spuren an der Trajanssäule zu Rom bereits 
sehr bald nach den darüber gemachten Veröffentlichungen auf das Entschie- 
denste bestritten worden ist. Morey, der selbst an den desfallsigen Unter- 
suchungen Theil genommen, hat schon im Bulletin des archäologischen 
Instituts vom März 1836, S. 39, erklärt, dass, was man für grüne Farbe 
gehalten, nur von der oben auf der Säule befindlichen Bronze herrühre, 
und dass von blauer oder sonst einer Farbe gar nichts zu sehen gewesen sei. 
Ehe ich nun aus den hier gegebenen Einzelnotizen eine Summe und 
erneute Anschauung für das Gcsammtweseu der griechischen Architektur 
zu gewinnen suche, muss ich vorerst nochmals auf jene Behauptung zurück- 
kehren, Jder zufolge die griechischen, und namentlich die athenischen Bau- 
denkmäler ganz mit Farbe bedeckt gewesen seien, und die sich besonders 
auf die gegenwärtig goldröthliche Farbe des Marmors der athenischen Monu- 
mente stützt l). Am Triftigsten ist diese Ansicht, wie es mir scheint, durch 
Wiegmann, in seiner Schrift "über die Malerei der Altona (1836, S. 126 ff.) 
widerlegt worden. Wiegmann erwähnt der grossen Ausdehnung jener 
röthlich gelben Farbe, die durchgehend an alten Bauwerken der südlichen 
Gegenden und z. B. nicht blos am Colosseum zu Rom, sondern auch an 
den Aquäducten der römischen Campagna gefunden werde, wo natürlich 
aller Gedanke an Färbung wegfalle. Der Beginn dieses Farbenanfluges finde 
sich auch an den südlichen Bauwerken des Mittelalters bis herab zu den 
Colonnaden von St. Peter in Rom. Ebenso erscheine dieselbe glühende 
Färbung an den drei Tempeln von Pästum, wo wieder andere Gründe 
gegen die Annahme einer ehemaligen Färbung sich geltend machten. Jetzt 
offenliegende Flächen der Quader nämlich, die, als'die Gebäude noch 
unversehrt waren, im Innern der Mauern verborgen lagen, seien nicht viel 
minder gefärbt, als die übrigen Theile. Dasselbe zeige sich an den, jetzt 
von dem Bekleidungsstuck entblössten Stellen der Säulen. "Diese hoch- 
gelbe Farbe (so fährt Wiegmann fort) dieser und anderer Bauwerke hat 
höchst wahrscheinlich ihren Grund in Eisenoxydhydrat, auch dann, wenn 
der Baustein keine Spur davon enthält. Eisen ist ein so allgemein ver- 
breiteter Stoll, dass es wenige Körper in der Natur giebt, die ganz frei 
davon sind,  selbst in dem Thier- und Pflanzcnreich. Wie leicht können 
nun solche fein zertheilte eisenhaltige Substanzen mit dem Staube durch 
die Winde an jene Monumente getrieben sein und unter Mitwirkung der 
1) Diese Ansicht hat übrigens ein älteres Datum als das der Mittheilungen 
von Semper. Nach einer Note zu der englischen Uebersetzung der bezüglichen 
Theile meiner Schrift über die Polychrnmie in den" Transactions of the Institute 
of british architevts Kp. 85) ist T. L. Donaldson srhnn im Jahr 1820 bei seiner 
Untersuchung des Theseustempels zu derselben Auffassung gekommen.  Unter 
den-Gegnern derselben bemerkt namentlich L. v. Klenza, in seinen erwähnten 
naphnristischen Bemerkungen" etc. (S. 555), dass er sich selbst duruhßftmalige 
sorgfältige Untersuchung der attischen Tempel aus weissem Marmor überzeugt 
habe, dass an denselben durchaus keine sichere Spur gänzlicher Bemalung der 
Säulen, Cellamauern und flachen Theile der Gebälke nachzuweisen sei, Während 
die Farbe sich auf den verzierten Gliedern überall deutlich erhalten habe.
	        
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