Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Antike Polychromie. 
53-57) eine umfassende Darstellung der polychromen Verzierung dieses 
Tlßmllßls, bemerkt jedoch, dass er hierin deijenigen Darstellung folge, 
welche in dem bemalten Relief, das an der einen Wand des Aegineten- 
Saales in der Glyptothek zu München angebracht ist und den Tempel in 
seiner ursprünglichen Ausstattung und Erscheinung vergegenwärtigt. folge. 
Ausser denjenigen farbigen Zuthaten, die ich bereits in meiner vorstehen- 
den Schrift nach dem Inhalte des Berichts über die Aufgrabung gegeben, 
sehen wir hier blaue Triglyphen neben ungefärbten Metopen (während das 
Giebelfeld blau ist), ein über beiden durchlaufendes blaues Band, blaue 
Dielenköpfe, weisse Tropfen, das Plättchen unter der Hängeplatte weiss, 
die letztere aber roth mit darauf gemaltem grünem Rankenwerk von alter- 
thümlicher Bildung (dem rothen Bande über dem Architrav entsprechend). 
Aehnlich auch die innen durchlaufenden Gebälke. Die Cellenmauern, an 
ihren äusseren und inneren Seiten, durchaus roth. Wesentlich verschieden 
von dem Charakter dieser Bemalung erscheinen die Firstziegel (aus gebrann- 
tem Thon) und die Stirnziegel (aus Marmor), welche, nach dem Muster 
entsprechender Stücke des Tempels, die in München befindlich sind, mit 
Palmetten und Voluten-Ornamenten in hellbrauner und dunkelbrauner Farbe 
auf gelblichein Grunde bemalt sind. Der Katolog der Münchener Glyptg- 
thek bemerkt zu jener bemalten Relief-Darstellung: „man sei hierin so 
gewissenhaft gewesen, dass man selbst dann nichts dem aus den Ruinen 
sicher zu Beweisenden hinzugefügt habe, wenn die unläugbare Erforderniss 
zur Harmonie des Ganzen einen Zusatz erfordert hätte." Doch giebt der 
Baumeister der Glyptothek selbst, L. von Klenze, in seinen 1838 erschie- 
nenen "aphoristischen Bemerkungen" etc. (S. 179), die Bemalung des Tem- 
pels wieder in Etwas verschieden an. indem er von der Hängeplatte nicht 
bemerkt, dass sie einen rothen Grund habe, sondern dass sie in der Vor- 
deransicht mit roth und blauen runden Mäandern und anderem Schmucke 
geziert gewesen sei, und indem er den Metopen eine gelbe, den Kanälen 
der Tlriglyphen aber eine zinnoberrothe Farbe zutheilt 1).  
Ueber die Farben an sicilischen Monumenten sind durch Serra- 
difalco (in den Antichitä della Sicilia) einige weitere Notizen gegeben. 
Der von Hittorf sogenannte, halb ionische Tempel des Empedokleg 
auf der Burg von Selinunt  dem westlichen Hügel von Selinunt  wird 
nach Serradifalco (V01. II, t. VI, VII.) zu einem kleinen einfach dorischen 
Bauwerk mit zwei Säulen in Antis, in seinen Formen schon eine etwas 
spätere Zeit bezeichnend. An seinem Gebälke sind die durchlaufenden Bän- 
der meist roth; die Dieleuköpfe, die Triglyphen nebst dem über ihnen 
hinlaufenden "Bande und die Riemchen über den Tropfen des Architravs 
blau; die Schlitze der Triglyphen schwarz; die sämmtlichen Tropfen weiss; 
1) Nachträglich ist hier einzureihen, dass  was die griechischen Monumente 
Klein-Asiens betrißt  die neueren Entdeckungen in Lycien auch einige, 
wiewohI nur geringfügige Beiträge zur Bemalung der Architektur geliefert haben. 
Diese betreffen besonders das, jetzt im brittischen Museum befindliche ionische 
Hemum von Xanthus. E. Falkener giebt hieven, im Museum of classical 
antiquities, 1851, Heft lll, S. 282, die zierliche Dekoration der Kassettendeeke. 
Auf dem Grunde dieser Kassetten sind noch die, mit rother Farbe gezeichneten 
Umrisslinien eines saubern Palmetten- und Blumenwerkes vorhanden, sowiß auch 
andres Ornament, dessen Farbe aber nicht mehr zu erkennen. Voll 11911 Säu- 
lenkapitälen bemerkt Falkner, dass der Kanal der Volute durch eine Farbenlixiie 
bezeichnet Sei.
	        
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