Nachträge.
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setten Vorbilder von Wachs gefertigt und die Bildwerke mit Blei, angefügt
Waren. Letzteres scheinen die Bildwerke ami Friese gewesen zu sein,
dessen Stueküberzug, auf dem hier angewandten grauen eleusinischen
Steine (wie schon in vorstehender Schrift angegeben), auf einen farbigen
Grund schliessen lässt.
Hermann erwähnt ausserdem noch eines eigenthümlichen, im Museum
des Theseustempels aufgestellten ionischen Kapitals, welches einfach sculp-
tirt, aber mit zierlicher Gliederbemalung versehen ist. Namentlich ist hier
der ungefärbte Kanal der Schnecken von blauen Säumen eingeschlossen,
während das Auge der Schnecken roth und grün gemalt ist. Ein andres,
ähnlich behandeltes Kapitäl (an der Südostecke des Parthenon gefunden),
dessen Zeichnung mir E. Curtius mittheilte, hat, ausser der anderweiten
Gliederbemalung, rothe Schneckensäume und an der Stelle des Auges eine
goldne Rosette auf blauem Grunde. Auch bemerkt Herrrnann sohliess-
lieh, dass einige einzeln stehende korinthische Säulen zu Athen, namentlich
die choragischen Säulen am Abhange der Akropolis, an ihren Kapitälen
Spuren von Vergoldung zeigen.
Sehr merkwürdig erscheinen endlich gewisse architektonische Fragmente,
die an der Südseite des Parthenon, in erstaunlicher Tiefe, mit Asche und
angebrannten Holzstücken untermengt. bestimmt unterhalb der Erd-
schicht, welche sich beim Bau des Parthenon bildete, gefunden sind. Sie
rühren hienach von den Heiligthümern her, welche von den Persern zer-
stört wurden, und gehören somit zu den ältesten bekannten Resten atheni-
scher Architektur. Ross hat darüber im Kunstblatt 1836, N0. 16, 24. und
57 näheren Bericht gegeben. Ausser einem Rinnleisten von Marmor mit
grünen Palmettcn sind es sämmtlich Fragmente von gebranntem Thon mit
glasirter Bemalung, Dach- und Stirnziegel und Rinnleisten, verschiedenen
Gebäuden zugehörig. Die zum Theil sehr zierlich componirten Ornamente
sind zumeist mit. gelber oder rother Farbe auf dunkel sepiabraunem Grunde
gemalt. Die ganze Behandlungsweise scheint hienach wesentlich von dem
Charakter der Ornamentik verschieden zu sein, die in der perikleischen
Zeit vorherrschend wurde.
Diesen Farbenresten über athenische Architekturen dürften zunächst
solche anzureihen sein, die sich nicht ganz selten an Grabsteinen finden,
wie deren mehrere am Piräens entdeckt sind. Boss hat darüber im
Kunstblatt Mittheilungen gemacht, namentlich in N0. 59 des Jahrg. 1838.
Die Giebel-artigen Bckrönungen derselben kommen hier besonders in
Betracht. Sie haben farbige Gliederzierden, in sehr einfacher Befolgung
des allgemeinen Systems, und an den tiefer gearbeiteten (oder auch nur
tiefer gedachten) Flächen, vornehmlich des Giebelfeldes, einen dunkleren
Grund: theils einen bräunlichen Bolus, theils ein tiefes Blau. An andern
Grabsteinen, die das Giebelstück nicht mehr enthielten, hat Ross auf der
Längentläche selbst Theile eines rothenlfarbenilberzuges gefunden. Nach
der Analogie, da die Grabsteine mit ihren Grebeln auf die Tempelform
als Motiv zurückweisen, schliesst er hlßrilils auf einen durchgängigen
rothen Anstrich der äusseren Cellenwände, was zunächst wieder dahinge-
stellt sein mag.
Von dem Minerventempel auf Angina bemerkt Ross (Kunstblatt,
1336, N0. 16, S. 61) beiläufig, dass an seinen lü-iglyphen und an den
Tropfen der Dielenköpfe blaue Farbe sichtbar sei. Abelßlouet giebt in
dem grossen Werke der Expedition scienlyiqllß de Moree (Vol. III. pl.