Polychromie.
Antike
auch braun und sehwärzlich; die Wagen gelb, die Waffen und andren
Geräthe meist weiss 1). Doch wissen wir nicht, wie weit diese Angabe
begründet ist: die älteren Herausgeber der in Rede stehenden Reliefs
benennen dieselben nur im Allgemeinen als bemalt 2); die neuesten Heraus-
geber bezeugen, dass keine Farbenspur mehr vorhanden ist 3).
System
der
Polychrornie.
Suchen wir nun aus den Zeugnissen, welche die Schriftsteller des
Alterthums und die erhaltenen Bildwerke uns über die Polychromie der
Sculptur geben, ein System derselben in Bezug auf die Blüthezeit der grie-
chischen Kunst zu entwickeln, so stellt sich dasselbe in überraschender
Einfachheit dar. Es beruht im Wesentlichen darauf: dass die Gewandung
von den nackten Theilen des Körpers auf eine bestimmte Weise gesondert
werde. Das Nackte wird durch einen Stoff dargestellt, welcher die zarte-
sten Verhältnisse und leisesten Spiele der Form aufs Vollkommenste zu
erkennen gestattet: durch Elfenbein oder weissen Marmor, von denen da.s
erste durch seine eigene Natur, das andre vermögc des enkaustischen
Wachsüberzuges zugleich eine grössere Weichheit besitzt, welche das Auge
noch sanfter von der einen Form zu der andern hinüberleitet, und so das
innere Leben, den Zusammenhang in den Formen, noch klarer wiedergiebt.
Die Gewandung dagegen, deren eigenthümliche Schönheit in dem anmuthi-
gen Spiele besteht, wie sie in gemessenen Formen den Körper verhüllt und
doch dessenvfreien Organismus wiederum vorherrschen lässt, wird als ein
solcher, mehr zufälliger Schmuck schon durch den Stoff unterschieden; und
hier tritt denn die Farbe, als ein Schmückendes, in ihr Recht, Gold vor-
nehmlich, welches die gediegenste und machtvollste Farbe ist. Aber das
Auge des Menschen, der Brennpunkt, in welchem Gedanken und Gefühle
sich am Bedeutsamsten sammeln und aussprechen, ist auf keine Weise in
der Form wiederzugeben; hier hat die Natur der Plastik ihre Grenzen
gezogen. Und wo jene einzig und allein durch die Farbe wirkt, da musste
auch der Künstler ein ähnliches Mittel ergreifen; irgend ein dunkler, leuch-
tender Stein, irgend ein farbiges Material bezeichnet den Stern des Auges,
die Richtung, die Kraft des Blickes. Dann ist auch das Haar durch seine
eigenthümliche Beschaffenheit von dem Körper unterschieden; es ist von
der Natur dem Menschen als ein Schmuck gegeben und wird als ein
Schmuck gepflegt und getragen; daher auch hier die Farbe, die entweder
mehr die natürliche Färbung des Haares nachahmt, oder, und zwar am
Häufigsten angewandt, zu eben jenem reicher schmückenden Golde wird.
Dann tritt noch eine Menge andren Schmuckes hinzu, der bald, wie die
bunten Säume der Kleider, die Hauptmassen einfasst und die bedeutendsten
Linien hervorhebt; bald, wie die Agraffßll, Kopfzierden und dergl., den
Blick auf die vornehmsten Stellen hinlenkt; bald, wie die Gürtel, Arm-
spangen u. a., die Haupttheile in zierlichem Spiele leicht unterbricht.
Dahin gehören endlich die Attribute der Götter und Heroen, die Waffen
der Krieger, die Geschirre der Pferde und dergl. mehr, was Alles in der
Kunst nur als der Ehrenschmuck dessen, der es trägt, gelten muss; wobei
jedoch zugleich nicht ausser Acht gelassen sein mag, dass diese Zuthaten,
1) Inghirami:
Bassirilievi Volsci.
Monumenti etmschi, S. VI,
3) Real Museo Borbonico.
Garloni:
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