Ueber
der
die Polychromie
griechischen
etc.
Architektur
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plastisch ausgedrückt, somit vermnthlich, da sonst alles Detail des Costüms
sehr genau angegeben ist, ebenfalls durch Farbe bezeichnet. Am Nack-
ten fand sich keine Spur VonFarbe; doch müssen die Augen und
Lippen bemalt gewesen sein, da sie durchgängig rein und wohlerhalten
sind, während die übrigen Theile durch den Einfluss der Witterung gelitten
haben. An den Augen der MIIIBTVHHWQT sogar noch der Umriss des Aug-
apfeln und noch ein Hauch von Farbung zu erkennen. An den Köpfen
finden sich häufig kleine eingebohrte Löcher, um Haarlocken von Bleidraht
(deren eine noch vorgefunden wurde) aufzunehmen; die Haare waren somit
Ohne Zweifel durchgängig vergoldet. Aehnliche Löcher, die auf metallische
Znthaten deuten, finden sich noch an vielen Stellen der Figuren; der Helm
der Minerva ist an seiner ganzen Oberfläche damit übersät. Auf der Mitte
ihrer Aegis sind ebenfalls Löcher, die zur Befestigung des Gorgonenhauptes
dienten, am Raäideoipureäi vgän lileädräit Anlieäten einer Värzieäung.
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Giäbelfeldes durchbohrt, offenbar um Ringe aufzunehmen, wie solche sich
auch an einem dritten weiblichen Kopfe (dessen vormalige Stellung im
Tempel ungewiss ist) im Stein gebildet zeigen. An allen Kriegern, mit
Ausnahme der Bogenschützen, findet sich ein eingebohrtes Loch auf der
rechten Schulter und einige andre unter dem linken Arm nach dem Rücken
zu, was auf die Befestigung der Scliwertriemen hindeutet. Das ehemalige
Vorhandensein der letzteren wird auch durch die bessere Erhaltung der
Stellen, wo der Riemen an dem Körper aufgelegen, bestätigt 1). -bNacli
diesen Angaben scheint also an den beiden Griebelgruppen des in läede
stehenden Tempels die rveisse Farbe des Steins im_ Wesentlichen vorge-
herrscht zu haben; die kampfenrlcn Heroen, welche sich in beiden Gruppen
zu den Seiten der Minerva gegenüberstehen, sind fast sämmtlich nackt,
und nur die einzelnen Details, ihrer Wappnung und dergL, Zeigen die
Spuren von Farbe oder metallischen Sehmuckes.
Die Metopen-des mittleren Peripteros auf der Burg von
Selinunt (nördlich von dem sogenannten Tempel des Empedocles) ent-
löalten einen rothen Grund. An den Reliefs derselben zeigen sich einige
etails ebenfalls roth gefärbt, Säume, Riemen, Hals- und Armschxnuck und
dergl. Auf dem Relief des Perseus erscheint die Minerva mit rothen Säu-
men, das Zerrbild der Medusa mit rothen Augenkreisen und der Gürtel
des Perseus init rothen Ringen und blauen Punkten bemalt 2).
Die volscischen zu Velletri gefundenen Reliefs, welche
grösstentheils Kampfspieyle darstellen, und ohne Zweifel den Fries eines
Gebäudes schmückten, sind in sehr alterthümlichem Style, aus gebranntem
Ton, und zeigten, als sie entdeckt wurden, die Spuren einer vollständigen
Bemalung. Inghjrami giebt dieselbe folgender Gestaltz. den Grund blau;
die menschlichen Gestalten im Nacken Üelschfarben" m der Gewandullä
weiss und gelb, zuweilen auch roth, die Haare schwarz; die Pferde weiss,
1) Wagnefs Bericht über die Aßgillßtisßhßn Biidwerke im Besitz Sr, K.
H. des Kronprinzen von Baieru, S. IX a- Ueberfile abweichende Angabe ill
Bezug auf die Aegis, vergl. Schorn, in der Beschreibung der Glyptothek Sr. M.
des Königs Ludwig I. von Baiern, N0, 60- Z) S. vornehmlich: Sculplurcd
Metopes discovered amongst of the ancient city of Selinus in Sicily by W.I1u'r'ris
rmd S_ Angel], pl, VI_ VIII. HittoriT 8a Zanth: Architeclure am. de la Sicile,
P1. XXI V, XXV.
Kllglvr, Kleine Schriften. l. 21