Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Antike Polychromie. 
Augenfarbe abweichen , auf eine spätere Entartung der Kunst. Dies 
beweisen die Onyxaugen, an denen die Pupille weisslich erscheint, die 
Einfassungen mit Siberblech, um die Augenwimpern anzudeuten. U. s. w. 
Noch auffallender wird diese Entartung, wenn das Material des Werkes 
ein dunkelfarbiger Stein ist, der eben gar keine Ansprüche mehr auf ein 
Verhältniss zu der natürlichen Farbe des Gesichtes macht. So befinden 
sich z. B. in der Antiken-Gallerie des Berliner Museums zwei (übrigens 
vortreffliche) Büsten aus grünem Basalt, den Julius Cäsar und den Augustus 
darstellend 1), von denen der ersteren Augen aus Alabaster mit vergoldeten 
Ringen zur Bezeichnung des Sterns, die der andern aus Onyx eingesetzt 
sind. Hieher gehören auch die Bronzewerke, an denen Lippen, Finger- 
nägel u. s. w. durch Gold oder Silber angedeutet werden 2). Der Geschmack 
endlich an den eigentlich sogenannten polylithen Sculpturen, deren Nacktes 
gewöhnlich aus weissem, die Gewänder aus andersfarbigem, in der Regel 
buntem Steine bestehen und deren sich in allen Sammlungen zur Genüge 
vorfinden, ist als ein besonderes Eigenthum der römischen Zeit bekannt 3). 
Ebenso die Wahl" des rothen Marmors für ganze Statuen (vornehmlich 
Satyrn), und des schwarzen Marmors, dessen schon oben gedacht wurde. 
Noch ist zu erwähnen, dass an einer bedeutenden Anzahl vorhandener 
Statuen, wie sich aus mannigfachen unzweifelhaften Umständen schliessen 
lässt, die Attribute aus Metall angefügt waren. Hieher gehören, ausser der 
schon genannten Pallas von Velletri, der Hadrian, als Mars dargestellt, im 
Vatikan 4), der borghesische Fechter, die beiden Victorien im Berliner 
Museum 5), und viele Andre, vornehmlich die Tempelbilder der Gottheiten, 
welche die gewöhnliche Stellung, mit dem Scepter und der Schaale in den 
Händen, hatten. Merkwürdig scheint unter diesen besonders das noch 
unedirte Haut-Relief eines Satyrs von griechischer Arbeit und altem Style, 
welches sich in dem Antiken-Cabinet zu Paris befindet und von Raoul- 
Rochette beschrieben ist. Die Nebris, die Hörner auf der Stirn und die 
Ziegenfüsse dieser Figur waren von Metall und ohne Zweifel vergoldet; 
die Lippen und das Innere des Mundes zeigen Spuren von rother Farbe 6]. 
Gleiche Farbenspuren, wie an den oben angeführten Statuen, zeigen 
sich auch an verschiedenen Reliefs. Dodwell hat deren in Attika ent- 
deckt 7); im Vatikan belindet sich ein solches aus der römischen Kaiser- 
zeit  ein ebenfalls römisches, auf welchem das Gewand einer Figur roth 
gefärbt ist, hat Buonaroti bekannt gemacht 9), U. a. m. Sehr häufig findet 
sich diese Erscheinung an den etruskischen Reliefs. Unter den Anti- 
ken des Berliner Museums bemerkt man mehrere etruskische Sarkophage, 
1) N0. 169 und 170. Nicht minder widerwärtig erscheinen zwei grosse 
Bacchushermen im hieratischen Style und aus weissem Marmor, an denen das 
gesammte Auge durch einen dunkleren Stein mit eingekratzten Umrissen des 
Sternes ausgefüllt ist. Ebendas. N0. 379 und 380.  2) Vergl, Hirt, Amalthea 
I, S. 235. Unter den Bronzen des Berliner Museums ist ein Kopf in alterthüm- 
lieh strengem Style mit Augen von Silberblech.  3) Auch in diesen Compo- 
sitionsweisen bemerkt man Abweichungen von den allgemeinen Verhältnissen der 
Lokalfarbe; so befindet sich z. B. unter den Antiken des Berliner Museums eine 
Büste des Vespasian (No. 272), deren Gewand aus Giallo antico, der Kopf aber 
aus schwarzem Marmor gearbeitet ist.  4) Mus. Pie-Oläm. T. II, Pl- XLIX- 
 5) N0. 1 und 18.  5) Journal des srwans 1833, Juin, p. 362.  7) Class. 
towr through. Greece, V. I, p. 343.  s) Beschreibung der Stadt Rom, Bd. II, 
Abth. II, S. 139.  9) Sopra alcune medaglie, p. 447-
	        
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