Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Antike Pnlychromie. 
(liejenigen Bildwerke, welche frei für sich und ohne nähere Beziehung auf 
Architektur (als Fries- oder Giebelschmuck), gearbeitet sind. 
Das interessanteste unter diesen ist die alterthürnliche herculanische 
Diana im Königl. Museum zu Neapel, deren doppeltes Obergewaud mit 
einem reich gemalten Saume eingefasst ist: zu unterst ein schmaler gold- 
farbiger Streif, dann ein breiterer von Purpurfarbe mit weissem Ranken- 
und Blätter-Ornament und zu oberst wieder ein schmaler Streif von der- 
selben Farbe. Auf diese Weise sondert sich das Obergewand auf's 
Entschiedenste von den übrigen Theilen der Gewandung ab. Das Haar ist 
von einer röthlichen Farbe und scheint ursprünglich vergoldet gewesen 
zu sein 1).  
Eine Reihe andrer Statuen mit vergoldeten und röthlichen Haaren 
(letzteres ohne Zweifel als Grund einer ursprünglichen Vergoldung) führt 
Winckelmann anz). Die merkwürdigste unter diesen ist die mediceische 
Venus zu Florenz, deren Haar deutliche Spuren von Vergoldung enthält, 
sowie auch in den durchbohrten Ohrläppchen ursprünglich ein goldner 
Schmuck befindlich gewesen sein muss 3). Ebenso haben sich am Haar und 
den Augensternen der sogenannten Gruppe des Papirius und seiner 
Mutter (Orest und Elektra), in der Villa Ludovisi, Spuren von Farbe 
vorgefunden 4). Eine jugendliche Dianenbüste im Berliner Museum 5) 
lässt gleichfalls noch die dunkler gemalten Augensterne erkennen. 
Das gesammte Gewand der berühmten Amazone des Vatikan war 
ursprünglich mit einem farbigen Anstrich bedeckt, dessen Spuren noch 
erhalten sind G). Dasselbe soll an der Diana von Versailles vor den 
neuesten Restaurationen bemerklich gewesen seini). Röthliche Farbenspuren 
zeigen sich ebenso an den Gewändern zweier pompejanisehen Statuen zu 
Neapel, der Livia und des Drusus (bei der ersteren auch aurHaar), die 
man wiederum für die Reste einer verschwundenen Vergoldung anzunehmen 
geneigt ist s). s 
An der Venus von Arles, an einer Statue des Aesculap und der Colos- 
sal-Büste des Otho, die sich im Musee Napoleon befanden, an den beiden 
grossen Flussgöttern des Vatikan (von denen der eine in Paris zurückge- 
blieben ist) und an dem Coloss auf Monte Cavallo zu Rom, der dem Phi- 
dias zugeschrieben wird, sind gleichfalls Spuren von Farben-Anwendung 
wahrgenommen worden 9).  
Die Pallas von Velletri (zu Paris), deren Helmzierde ursprünglich 
besonders aufgesetzt und vermuthlich von Metall war, sowie es auch von 
dem Speere und der Schaale, die sie in den Händen hielt, vorauszusetzen 
ist, zeigte nach ihrer Entdeckung (im November 1797) höchst sonderbare 
Farbenspuren. Fernow berichtet darüber in einem vom 29. December 1797 
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