Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

des Mittelalters. 
Bilderhandschriften 
jenes Gotthard Fürwort erhielt das Kloster bedeutende kaiserliche Sehens 
kungen und besondere Zusicherung des königlichen Schutzes für alle Güter 
der Abteit). Unter ihm geschieht der ersten Stiftung für den Lehrer 
(vielleicht der ersten in ganz Baiern) Erwähnung 2). Er war in Wissenschaft 
und Kunst erfahren, so dass er in die Naturgeschichte des Plinius die 
Thiere mit der Feder hineinzeichneteß); in Nieder-Alteich und in Tegern- 
see wurden Handschriften der Bibel aufbewahrt, die er mit Bildern ge- 
schmückt hatte t). Auch für die Verschönerung des Klosters war er nicht 
unthätig, indem er die Crypta erweiterte und ihre Gewölbe mit Gemälden 
versehen und das "Allerheiligste im Haupte der Kirche" (sanctzzarium in 
capite ecclesiae  vermuthlich die halbruude Absis der Kirche) mit einem 
gewölbten Werke schmücken liessä). 
 Obgleich aber Ellinger sich der besondern Gunst des Kaisers zu er- 
freuen hatte, so war doch eine ihm feindliche Partei mächtig genug, ihn 
zweimal seiuerWürde zu entsetzen,  das zweite Mal, 1151011118111 die G6- 
bäude des Klosters durch Feuer verzehrt und die Schätze der Kirche durch 
Räuber geplündert waren, was man ihm zur Last legte. Er wurde 1035 in 
das Kloster Alteich zu Bussübungen verwiesen und kehrte nachmals nach 
Tegernsee zurück, um da als Mönch zu leben. 
Im Jahre 1048 ward Seyfrid Abt. Auch er erkannte den Werth der 
klassischen Literatur und sorgte für den Betrieb der Kunstß). So wurde 
unter ihm, von Seiten des Klosters, "für Kaiser Heinrich III. eine grosse 
Bücherei, mit Gold und Silber, zusammengebracht und mit Schriftwerk 
stattlißh geschmückt"  obgleich sich das Kloster nicht eben in glänzenden 
Umständen befand. Bedenklichere Umständeitraten ein, als das Gerücht 
sich verbreitete, dass Kaiser Heinrich IV. das Kloster einem Andern zu 
Lehen geben wolle"). Seyfrid aber schrieb dem Kaiser freimüthig seine 
Meinung darüber. "Wenn jemand (so sagte er) diese Klosterbrüder zu 
Knechten mache, so werde Wahrlich all jene Kunstübung zu Ende gehen, 
denn die einen Ekel am Leben hätten, würden auch kein Verlangen tragen, 
zu malen oder zu schreibenw). Er blieb Abt und starb 1068. 
Unterdess begannen jene grossen Kämpfe, welche die Regierung Hein- 
richs 1V. ausfüllten und unter denen auch Baiern leiden musste schon im 
Jahre 1053 war Herzog Konrad, dessen üble Verwaltung Unruhen im Lande 
erregt hatte, wahrscheinlich auf Anstiften des Bischofes Gebhard von Regens- 
burg, vom Kaiser I-leinrich III. seines Herzogthums entsetzt und die Herzogs- 
würde dem noch unmündigen Sohne des Kaisers, die Verwaltung des Lan- 
des aber an Gebhard übertragen werden. Später wurde der Bischof seiner 
verrätherischen Umtriebe gegen den Kaiser, seinen Neffen, überführt und 
dieser übergab die Verwaltung Baierns kurz vor seinem Tode seiner Ge- 
mahlin, welche nach einigen Jahren den mächtigen Grafen Otto von Nord- 
heim, aus sächsischer Familie, zum Herzog machte. Aber der Kaiser miss- 
traute ihm, und nicht ohne Grund; er wurde 1070 seiner Würde entsetzt 
und musste sich nach langer Gegenwehr unterwerfen. Auf Vermittelung des 
Herzogs Rudolph von Schwaben wurde nun Welf, der Sohn des Markgrafen 
Azzo von Este, den Baiem aufgedrungen. Nachdem aber der Bann des 
 3) Günthner, a. a. O. 
510; Phoenix Teg. p. 44. 
p. 512.  a) Pez., VI.,
	        
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