Ueber
Polychromie der griechischen
die
Architektur
etc.
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aus Cedernholz und war mit Reliefs, zum Theil desselben Stoffes, zum
Theil von Gold und Elfenbein, geschmücktä 311 einigen Figuren erwähnt
Pausanias absichtlich der schwarzen Farbe, was beiläufig dahin zu deuten
scheint, dass im Uebrigen das Elfenbein ungetärbt geblieben war. Eine
ausgedehntem Anwendung dieser Steile konnte indess erst zu der Zeit Statt
finden, als durch die Perserkriege den griechischen Staaten grössere Reich-
fhümer zugeflossen waren. Die._ältes_ten chryselephantinen Statuen, deren
1131119115131 gedacht wird, sind eine sitzende Venus zu Sicyon von der Hand
des Canachus, eines Zeitgenossen der Siege über die Perser i); und eine
Dimm Laphria auf der Burg von Patrae, von lVIenaechmus und Soidas, die
sich der Zeit nach dem Canachus nahe ansehliessen i). Vier andre Götter-
bilder derselben Art, deren Pausanias bei der Beschreibung des I-leräum's
zu Olympia erwähnt, bezeichnet er als „sehr alt Am zahlreichsten
finden sich ldiese, in der Regel colossalßll qdelnllelstatuen ZUY Zeit des
Perikles. Vom Calamis nennt Pausanias einen Aesculap zu Sicyon 4); vor-
nehmlich aber ist es Phidias, der sich in verschiedenen Werken der Art
höchsten Ruhm erwarb. Von ihm werden eine Minerva zu Pellene (als
eins seiner frühsten YVerke), eine Venus Uraiiia zu Elis, eine Minerva auf
der Burg von Elis (diese Statue jedoch zweifelhaft), die lilinerva im Par-
thenon zu Athen und der vielgefeierte Jupiter zu Olympia wer starb,
ohne ihn gesehen zu haben, war nicht glücklich gewesen 5) erwähnt 5).
Ueber die Ausführung der beiden letztgenannten Statuen haben wir
einige besondere Angaben, die zur näheren Charakteristik des gßsafnmtgn
Kunstzweiges von bedeutendem Interesse sind. Einer Aeusserung Plato's
zufolge waren die Augeiisterne (reiz yäeo: 10511 öqriioclnoiw) der Minerva des
Parthenoxi nicht von Elfenbein, sondern von Stein, vermuthlich Edelstein i).
Mit einer solchen Unterscheidung der Augensterne von der übrigen Farbe
des Gesichtes stimmt auch der bei andren Bildwerken angewandte Gebrauch
überein. Ein colossales elfenbeinernes Auge, welches unter den Trümmern
des ltlinervenlfeinpels von Acgina gefunden wurde und wahrscheinlich zu
der Tcmpelstatue gehörte, zeigte den Augenstern um etwas Weniges ver-
tieft, so dass er also ursprünglich mit einem andern farbigen Material aus-
gefüllt war s). Dass das Gesicht im Uebrigen gefärbt war, ist jedoch nicht
anzunehmen. Einmal spricht die Analogie der Akrolithen dagegen; sodann
der Umstand, dass das Elfenbein an trockenen Orten durch Wasser, an
nassen durch Oel frisch erhalten werden musste, was bei einem stärkeren
Farbenüberzuge ohne Wirkung gewesen wäre und eine leichtere Färbung
bald beeinträchtigt, haben würde 9). Haare und Bart waren vermuthlich,
I) Pausan L II, c_ X, 4, 2) Eberidas. LQVII, c. XVIII, 6. 3) l. VI,
c. XVII, 1. 4) z. 11, c. Jg 3. 5) Arrwm 191mm Epwl- I. 6- S) Pausan.
l_ "VII, e. XXVIL 1,. VI, c_ 2; ib. 0. XXVIII. 2," l. I, GXXIIG 5; l_ V,
C- XI. U. a. m. Vergl. Völkel: Ueber den grossen Tempel und die Statue des
Jupiter-S zu Olympia; Quatremäre-de-Qulnci: Le Jupiter Olympien; und
den späteren Aufsatz Vö]ke1's: "Ueber den T. und die St. des Jupiter zu
Olympia mit Beziehung auf das Werk des Herrn Quatrem. d. Q." [Archäologi-
Scher Nachlass, U. A. m. 7) Hippies "wi- P19", C ed- Sl. s) Wag-
nefs Bericht über die Aeginetischen Bildwerke, S. 81, und Schellings Anmer-
kung. 9) Zwar wird gegen die obige Annahme angeführt [VölkeVs Nachlass,
5- 92], dass Plutarch [Pc1'icl. c. I2], wo er die verschiedenen, durch Perikles
beschäftigten Künstler nennt, ausdrücklich der Elfenbeinmaler erwähne. Dies
Zugegeben], so ist damit der Bezug auf die chryselephautme Minerveustatue immer