Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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Bilderhandschriften des 
Mittelalters. 
den Mönchen wurde eine freie Wahl ihres Abtes gestattet, auch erhielten 
sie Freiheit von den königlichen Zöllen 1). 
Auf Hartwich folgte im Jahre 982 der Abt Gosbert, der, wie die 
Chronik von Tegernsee sagt, „aus edelm Geschlechte und berühmt war im 
Forschen der Wissenschaft, gastfreundlich gegen Jedermann, bei Tage dem  
Lesen der Schriften, bei Nacht dem Gebete hingegeben, und der diese 
Kirche mit Gebäuden, Büchern, Glocken, Fenstern, Täfelwerken geschmückt 
hat" z). Unter ihm begann ein reges wissenschaftliches Treiben; das Studium 
der klassischen Schriftsteller ward eifrig betrieben, ein wechselseitiger Ver- 
kehr mit den Gelehrten andrer Klöster eingeleitet. An der Spitze der Te- 
gernseer Gelehrten stand Froumund, von dessen Eifer für die klassische 
Literatur eine Reihe auf uns gekommener Briefe und eine Anzahl lateini- 
scher lyrischer Gedichte zeugenß); doch spricht sich in diesen Gedichten 
mehr als blosse Nachahmung jener Muster aus; sie sind nicht ohne eigenen 
Schwung, auch finden sich in ihnen schon, der fremden Form zum Trotz, 
frische, volksthümliche Anklänge f). Sein Eifer für das Studium und für 
den Unterricht ging so weit, dass er sich Anfangs "sogar weigerte, die 
Priesterwürde 'zu übernehmen. So finden wir auch, dass die Schule von 
Tegernsee eifrig besucht wurde, selbst von Fremden. Die Knaben hatten 
dort fleissig Bücher zu schreiben. Auch die Kunst, die Handschriften mit 
gemalten Zierden zu versehen, ward nicht vernachlässigt, wie aus Zeugnissen 
jener Zeit hervorgeht 5). 
Unter Gosbert finden wir ferner die ersten gemalten Fensterscheiben in 
Tegernsee, welche durch den Grafen Arnold geschenkt waren, wie aus 
einem Dankschreiben Gosberts an diesen hervorgeht. „Es ist unsre Pflicht 
(so schreibt der Abt), Gott für euch anzuflehen, indem ihr unsern Ort durch 
solche Werke der Ehren erhöhet habt, wie wir weder Wissen, dass der- 
gleichen in alten Zeiten vorhanden waren, noch selbst deren zu sehen 
hoffen konnten. Die Fenster unsrer Kirche waren bis jetzt durch alte 
Tücher geschlossen. Zu euren glückseligen Zeiten erglänzte der goldgelockte 
Sol zum ersten Mal durch die, von Malereien buntfarbigen Gläser auf den 
Platten des Fussbodens unsrer Kirche, und aller derer Herzen, die die 
Mannigfaltigkeiten des ungewohnten Werkes unter sich erblicken, werden 
von vielfachen Freuden durchdrungen" 6). In Folge dieses Gesehenkes 
wurde in Tegernsee eine Glashütte angelegt, welche bereits unter Abt 
Beringer, wie wir unten sehen werden, in blühendem Zustande war. Aus 
dem Schlusse jenes Briefes an Arnold ergiebt sich zugleich, dass in der 
Schule von Tegernsee auch Unterricht in den Künsten geleistet wurde. 
Auch finden wir unter Gosbert die erste Glockengiesserei in 'l'egern- 
see, mit Ausnahme von Freising wohl die erste in Baiern. Gosbert bittet 
einen auswärtigen Freund, "ihm etwas Kupfer, Zinn oder auch Blei zu 
übersenden, da von all diesen Dingen nichts in den Städten seines Landes 
zu finden, auch nichts für irgend welchen Preis zu kaufen seit"). Doch 
musste das Metall drei Jahre neben der Form liegen, bis Bischof Gotsehalk 
i) Mon. Boic. V1., p. 154.  2) (Hzronicon. Monast. Tegems. bei Pes. a. a. O. 
 111, p. 504.  3) bei Pez., a. a. O. V1., I. p. 160 ff.  4) So schreibt er 
z. B. an einen Freund, völlig im Tone des deutschen Volksliedes: 
 Frater Froumundua Liutoldo mille salutes 
Et qnot mmc terris emergunt jloscula cunctis,  
Pez., a. a. 0., p. 172, n. 7.  5)Pez., a. a. O. V1., I. p. 189, n. 26.  B) Eben- 
daselbst p. 122, n. 3.  7) Ebenda, 11.129, n. 16.
	        
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