Ueber
Pol ychromie
die
der griechischen
A ruhitektur
etc.
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Ebenfalls abweichend sind sodann die Antenkapitäle beider Tempel,
und zwar in ihren Haupttheilßn Sehr einfach gebildet; der untere Theil ist
nur ein einfaches breites Band: Statt der Deckplatte jedoch erscheint hier
die weichere Form der Hohllciste, llnd das darunter befindliche überschla-
gende Glied gleicht, bei deflen VP" Olympia, in dem Profil seines oberen
Theiles nicht, wie gewöhnlich. einem Viertelstabe, sondern einer stehenden
Welle. Ob dieser letztere Umstand auch an den Anten des Tempels von
Bassae Statt gefunden, dürfte noch nicht mit Gewissheit auszusprechen
sein i). Die höchst eigenthümliche und charakteristisch weiche Zusammen-
stellung von Hohlleiste und Welle kehrt mannigfach und in verschiedener
Anwendung an den ionischen Gebäuden Klein-Asiens wieder 2). Ebenso
scheint auf cin gewisses verwandtschaftliches Vcrhältniss zu asiatisch-ioni-
schen Mcnumenten der karniesförmige Rinnleisten des Giebels an dem
Tempel von Bassae hinzudeuten 3).
Sehr naheliegend zwar scheint hier die Bemerkung, dass auf die eben
angegebenen Unterschiede kein sonderlichcs Gewicht zu legen sei, da Pau-
sanias berichtet, dass Ictinus, der Baumeister des Parthenon zu Athen, auch
den Apollo-Tempel zu Bassae erbaut habe 4). Damit ist aber noch nicht
gesagt, dass er auch die Details der Formen vorgezeichnet. Wir müssen
allerdings annehmen, dass er, jener einfach bestimmten Angabe zufolge, den
Plan des Gebäudes, die Bestimmung der dem Parthenon ähnlichen schönen
Verhältnisse angeordnet. und die Oberaufsicht bei der Arbeit geführt habe;
jene besondere Ausführung der Details hingegen werden wir, bei ihrer
Uebereinstimmung mit den Resten des olympischen Tempels, wohl am Füg-
lichsten einer, durch Herkommen und Satzung gebundenen Schule zuschrei-
ben. Eine grosse Bestätigung dieser Annahme linden wir in den Nachrichten
eines andren Baues, den Ictinus geleitet, des Cereslfempels in Eleusis 5),
wo die Arbeit der einzelnen Werkmeister von solcher Wichtigkeit war,
dass Plutarch nur dieser, je nach den einzelnen Theilen, die sie ausgeführt,
aber nicht des Ictinus erwähnt 6).
Eine mit den dorischen Säulenkapitälen jener beiden Tempel verwandte
Eigeuthümlichkeit finden wir in den Ueberresten des Tempels von Korinth.
Zwar sind hier die Säulen ungleich stämmiger und mehr verjüngt und der
Donaldson und Abel Blouet geben zwar das erwähnte Profil in Gestalt
eines Viertelstabes; der Verfasser erinnert sich jedoch, unter l-Irn. Sempefs
genauen Zeichnungen dasselbe als Welle dargestellt gesehen zu haben. Hoffent-
lich wird die baldige Erscheinung des von Hrn. S. angekündigten Werkes diesen
Umstand ins Klare bringen, z) Ein Anteukapitäl von verwandter Bildung,
nur von ungleich grösserer Schwere des Hohlleistens hat sich auf_Delos gefun-
den, und Smart (Tnnlll, c_ 12) meint, dass dasselbe zuudern Porticus des Komgs
Philipp von Macedonien gehört habe. Auch sonst sind ahnhche Formationen der
Glieder an Fragmenten delischer Architektur nicht selten. Die Aehnlichkeit, die
man zwischen den Antenkapitälen des Windethurms zu Athen sammt denen der
dazu gehörigen Wasserleitung (Stnart, Tim I: C- 33 und T_h1. lll, c. 9) mit den
Obengenannten linden möchte, ist 111 geflljä, umßllefifllf ein Gewicht zu legen;
jedenfalls aber gehört das Gebäude in eine betraehtlieh Spätere Zeit, wo die
Reinheit der ursprünglichen Iformen bereitsbdurch die verschiedenartigsten gegen-
Seitigen Einflüsse ausgelöscht war. Die ionische Ordnung neben den inneren
Propyläen von Eleusis (Alterthümer von Attica, c. lIl_, T. III), welche einen ebenso
gebildeten Rinnleisten zeigt, gehört, samnit den meisten jener Monumente, einer
späteren Zeig an, Der Beweis weiter unten. 4) Pausen. l. VII], c. XLI, 5,
s) Vitrm), L V11, prapf. Strrzbo, l. IX. b) Plut. in Pericl. c. XIII,