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Antike Polychromie.
über die sicilischen Architekturen giebt Hittorff eine farbige Restauration
von dem Gebälke dieses Gebäudes. Hier erscheint dasselbe in seinen
Hauptmassen gelb gehalten; einige Glieder unter der Hängeplatte bräunlich-
roth; die Dielenköpfe und die Riemen mit den Tropfen (unter den Tri-
glyphen) blau; die Metopen bräunlich mit einer Verzierung von gelben und
blauen Blumen; der Architrav mit Blätterwindungen von grünen, blauen
und rothen Farben auf dem gelben Grunde 1). Diese Restauration ist eini-
gen farbigen Terracotta-Fragmenten, die zu Acrae in Sicilien gefunden
sind, nachgebildet 2).
Der Peripteros auf der Burg von Selinunt, nördlich von
dem ebengenannten Tempelchen, zeigt in dem Grunde einiger
Metopen (an deren Reliefs sich ebenfalls Farbenspuren vorgefunden) einen
rothen Gründ und auf dem darüber hinlaufenden Bande einen Mäander,
gleichfalls von rother Farbe 3).
Von dem grossen Pseudodipteros auf der Nordseite des
östlichen Hügels von Selinunt theilt Hittorif einen höchst seltsam
gestalteten Rinnleisten mit: ein breites Band mit reicher plastisch vorra-
gender Palmettenverzierung; als Bekrönung ein überschlagendes Glied mit
Blättern; drüber ein schmalercs Band. mit einem Mäander (ebenfalls plastisch)
und als oberste Bekrönung wiederum ein Blätterglied: alles dies in seiner
Restauration aufs Bunteste mit verschiedenen Farben bemalt 4).
Der Peripteros auf der Südseite desselben Hügels. An
diesem Tempel sind die bedeutendsten Farbenspuren erhalten. Das Gebälk
im Aeusseren wird folgender Weise vorgestellt: Die Hängeplatte gelb; das
krönende Blätterglied über derselben bunt (grün und roth mit vreissen Rän-
dern); der Streif unter der Platte roth; die Dielenköpfe mit den Tropfen,
sowie dieJTriglyphen, blau; die Metopen roth, und der Mäander auf dem
Bande über den Metopen gelb auf rothem Grunde. Der bunte Rinnleisten
über dem Kranzgesimse ist nach einem zu Metapont in Grossgriechenland
gefundenen eopirt, jedoch nicht auf genaue Weise.- Der Fries im Inneren
des Peristyls enthält ein breites gelbliches Band mit buntem Palmetten-
Ornament (gelb, blau und roth); darüber eine Blattbekrönung, grün und
roth. Die Balken der Decke sind röthlich; die Deckplatten ebenso, mit
rothen Bändern; die Eierstäbe der Cassetten gelb, blau und roth; der
Grund der letzteren blau mit gelben Sternen 5).
Italische
Monumente.
Ueber Grossgriechenland fehlt es ulis hier fast gänzlich an Nach-
richten; wir wissen bis jetzt nur einiges Wenige über Metapont und Pästum.
1') llrchitecture antique de lq Sicile. pur Hfttorß" et Zanth, pl. XVII.
2 Afnnah 12150.]? a O. p. 270.hE1n grklärenger Text Izu dem genannten grossen
up erwer e ittorßs ist noc niu t ersc ienen. oh weigg nicht ob ging
Aeusserung Semper's uns ermächtigt, die Aechtheit der obigen Hitiforifschen
liestauratlon zu bezweifeln; "Es giebt." sagt S1, "antike Terrakolten in Sicilien,
die äntlwfeder täeu nach eänem äondHerrn lälliä0ffftfeätallflftßlllaTBIILPBl
zu e lIlllS opirt wor an o er ieser nacx 1 nenf Vorläufige einer 1m-
gen. S. 35,Anm.) 1') Archxitejcture ant. de la Simpl. XXIV, XXV. 4) Eben-
das. pl. XLVII. Eine Oopie davon in Mauclfs Fortsetzung der verßlßißhßlldßn
Darstellung der architektonischen Ordnungen von Normand; Titelblatt, 11g. 3.
3 Arch. ant. de la Sie. pl. XL. Gopie des äusseren Gebälks bei Mauph a. a.
11g. 1.