Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

die Polychromie 
Ueber 
der griechischen 
Architektur etc. 
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Hittorff, zur-Unterstützung der von ihm angegebenen Ausdehnung der 
Polychromie in der griechischen Architektur, grosses Gewicht legt. Es ist 
ein Zengniss des verstorbenen Dnfourn y, welches er, von des letzteren 
Hand geschrieben, in der Königl. Bibliothek zu Paris vorgefunden, und 
welches also lautet: „Herr Dodwell hat mir gesagt, dass er in Griechen- 
land mehrere Tempel gesehen habe, deren Säulen mit Stuck bedeckt waren, 
so wie au denen von Girgenti, Selinunt u. s. w. in Sicilien. Zuweilen war 
dieser Stuck gefärbt, grau," roth und blau, gleich dem von Selinunt." 1) 
Seltsam, dass Dodwell diese merkwürdige Erscheinung nachmals ganz ver- 
gessen haben sollte! In seiner Reisebeschreibung durch Griechenland steht 
davon kein Wort. Er gedenkt allerdings des Stucküberzuges an den Säulen 
der Tempel von Korinth, Nemea. Aegina und Olympia, erwähnt dabei 
jedoch nicht der Farbe und vergleicht im Gegentheil den Stucküberzng bei 
den beiden letztgenannten Monnmcnten mit dem Marmor 2). In Bezug auf 
die Reste des Tempels von Olympia änssern dasselbe auch Fauvelß) und 
neuerlichst Abel Bloueti). Nur von dem korinthischen Tempel haben wir 
die eine Aeusserung Stakelbergs, die wir jedoch ebenfalls nicht ohne 
Bedenken hinnehmen" konnten. Herr Dufonrny muss also wohl nicht recht 
gehört oder Herr Ilittorff nicht recht gelesen haben. 
Ueber etwanige Farbenreste an den ionischen Monumenten Klein- 
Asiens ist uns nichts berichtet worden.  
Sicilische 
Monumente. 
In der eben angeführten Abhandlung Hittorffs finden wir nur sehr 
vereinzelte Andeutungen über wirklich vorhandene Farbenreste an den 
sicilischen Architekturen. Ausser dem Stucküberzuge der Säulen, an 
welchem  dem Obigen zufolge  wirklich Farbenspuren gefunden zu 
sein scheinen, erwähnt er im Allgemeinen nur der Gebälke, an denen 
sich bemalter Stuck beende, und besonders der aus härterem Stein gebil- 
deten Kranzgesimse, deren Obere Glieder gewöhnlich mit gemalten und 
plastischen Ornamenten verziert seien 5); ferner eines Antenkapitäles mit 
Spuren von Blau zu Selinunt 6), und Dachziegel, in Sieilien und zu Pästunr 
gefunden, deren einige auf der oberen und unteren Fläche bemalt waren 
(im Innern des Gebäudes also durch keine horizontale Decke verdeckt 
wurden), während andre nur auf der äusseren Fläche Farben enthielten 7)- 
Einzelne Monumente, von denen bisjetzt Näheres berichtet ist, sind folgende: 
Der kleine Viersäuligß Prostylos auf der Burg von Seli- 
nunt, welchen Hittorrf den Tempel des Empedokles nerrnnund dessen 
Restauration die angeführte Abhandlung gewidmet 1st. _Das ionische Kapital 
dieses seltsamen Müllümentes bestand aus härterem Stein, ohne Stueküloer- 
Zug; es zeigte verschiedene Farbenspuren, vornehmlich an den plastisch 
gearbeitetenMliierstäben. In den Mewpßll des Fliese? fanden Slch, EWSSCI 
den "Lokalfarben"  sehrleichte Sinnen Vfm Blau und Gelb; ebenso am 
Arehitrav von rothen, grünen und blauen Tonen S). In seinem Prachtwerke 
1) De farclzitecture polychrövne etc. in üerl Annali delF instituto di corrispon- 
11mm archeologica Vol. H, 19a? 268-  2) Tour EW- V. II, p. 192, 208,- I, 
5683; H, 335_  3) Die Alterthümer von Athen, Thl. II, c. I, Anm.-.52_  
4) Expfditioql sciemijiquvc de Moräe, pl. 71.  5) Ammli delt' institulo etc. p. 26.11 
im.  ß) Ebendas, P. 268.  1) Ebendas. p. 2m.  S) Ebendas. p. 263 r,
	        
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