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Antike
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entschiedensten gegen sich. Ehe wir nunmehr untersuchen, wie viel sich
aus den noch vorhandenen Farbenresten antiker Monumente ergiebt, dürfte
noch der metallische Schmuck in Erwägung zu ziehen sein, von dessen
Anwendung bei griechischen Prachtbauten uns verschiedene Nachrichten
zugekommen sind.
Was uns von der ausgedehnten und grossartigen Anwendung des metal-
lischen Schmuckes in den Fürstenhäusern der heroischen Zeit von Homer
und Anderen berichtet wird, wollen wir hier, als unsrer Betrachtung zu
fern, übergehen. Ebenso einzelne Beispiele späterer Zeit, wie den ehernen
oder mit Erzplatten belegten Tempel der Minerva Chalcioecos zu Sparta l),
die als besondere Ausnahme eben für einen allgemeinen Gebrauch nichts
beweisen. Von mehreren 'l'empeln dagegen wissen wir, dass der Architrav
oder Fries mit vergoldeten Schilden geschmückt war, welche insge-
mein von glücklichen Siegern aus der Siegesbeute geweiht waren. Bekannt
sind die ein und zwanzig Schilde, die als Weihgeschenke des Mummius
am Jupiter-Tempel zu Olympia prangten 2); auf dieselbe WVeise war der
Apollo-Tempel zu Delphi von den Athenern nach dem Siege bei lllarathon
und den Aetolern nach dem Siege über die Gallier geschmückt worden 3).
Am Parthenon zu Athen sieht man noch Klammerlöeher im Architrav und
runde Merkmale von etwa Fuss Durchmesser 4) umher, welche deutlich
auf eine Anwendung desselben Schmuckes hinweisen. An der Ostseite
dieses Tempels hing ein Schild unter jeder Metope, und kleine Löcher an
dem Architrav unter den Triglyphen zeigen vermuthlich an, dass man hier
vorstehende Buchstaben anbrachte, welche Inschriften zwischen jenen bil-
deten. An der Westseite erscheinen grössere Löcher nur über jeder Säule,
offenbar zu demselben Zwecke, und an der Süd- und Nordseite entdeckt
man einige kleinere über jeder Säule und ebenso Klammerlöcher an einigen
anderen Theilen des Architravs, wahrscheinlich um Trophäen von dieser
und anderer Art aufzuhängen 5). Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dies
die Spuren jener persischen Rüstungen sind, welche Alexander der Grosse
nach der Schlacht am Granicus dem Tempel übersandt hatte 6).
Demzufolge dürfen wir jedoch diesen Schmuck von vergoldeten Schilden
nicht als etwas für die äussere Erscheinung der Architekturen Nothwendiges
annehmen. Die Baumeister konnten nicht füglich mit Bestimmtheit ihre
Gebäude für solche Zierden einrichten, oder gar eine regelmässige Anord-
nung der Weihgeschenke im Voraus bestimmen. Auch erwähnt es Pau-
sanias bei dem Gymnasium zu Elis, welches auf gleiche Weise geschmückt
war, ausdrücklich, dass die Schilde in diesem besonderen Falle nur zum
Schmucke, nicht wie sonst für einen ursprünglich kriegerischen
Gebrauch gearbeitet waren 7). Als eine ebenso zufällige Zierde müssen
wir die (vermuthlich ebenfalls vergoldeten) Gitter betrachten, welche die
Vorhallen der Tempel, zur Sicherung der darin aufgestellten kostbaren
Weihgeschenke, zwischen den Säulen und Anten verschlossen. Auch von
diesen hat man an den Postiken des Parthenon und des Theseus-Tempels
zu Athen, am Pronaos des grösseren Tempels zu Rhamnus u. a. m. noch
Pausavzias l. III, c, XVII, 3. Vergl. H. Meyer: Geschichte der bildenden
Künste bei den Griechen, B. IL, S. 14, u. A. 2) Pausan. L V, c. X, 2.
3) ib. l. X, c. XIX, 3. 4) Dodwel]: a classical und topographiwl im" trrlugh
Grecce, V. I, p. 341. 5) Stuart und Revett: die Alterthümer von Athen: Thl.
II, ß. I, Anm. 15.- S) Arrinn. z. 1, c x v1, 1) z. v1, c. XXIII, s.