Bilderhnudschriften
Mittelalters.
des
zeichnete sich u. A. durch eine sehr schätzbare Folge von Bilderhandschrif-
ten aus, die jetzt zum grössten Theil in das Kupferstich-Qabinet des Berliner
Museums übergegangen sind. Die Foliohandschrift eines Plenariums
gewährte eine volle Anschauung der wunderlich barocken Pracht des elften
Jahrhunderts. Sie enthält zahlreiche Bilder aus dem Leben Jesu, f miss-
förmige Gestalten, fast grauenhaft und den Zerrbildern eines beängstigenden
Traumes vergleichbar, einer völlig schwankenden Phantasie angehörig, die
mit überlieferten Formen ein oft tolles Spiel treibt. Dabei aber im Tech-
nischen eine grosse Sauberkeit, zunächst in der Farbenbehandlung dieser
Bilder und zumal in ihren Gründen, wo einem breiten Gfoldstreifen in der
Mitte sich oben und unten farbige und in sich schattirte Slrßlfßll, hell
röthlich braun, grün, blau, anschliessen. Besonders elegant 1st des 0m?"
ment, oft noch in klassischer Reinheit. Jeder Hauptabschiiitt fangemit
einem Blatte an, welches einen
dunkeln röthlich-bltlllll-Viülßtfßll
f Grund mit einem zierlichen Rand-
f. I9 ' Ornamente enthält ; darauf ein
X I9 J grosser goldner Anfangs-Buchstab
J von edel ornamentistischer Form,
f lt nebst Ueberschrift und Anfang des
L Kapitels in goldner Schrift. Bil-
1 0 derhandschriften derselben Epoche,
K, 2 ' die anderwärts vorkommen , für
k; I) 0 Sinn und Geist der Zeit des elften
x71 i) U I Jahrhunderts ebenso bezeichnend,
(Q f) Z ' sind seitdem mehrfach erwähnt und
V Ä Et, beschrieben worden; auch werde
M: 0 - ich später mehrere der Art aufzu-
I," ß I führen haben.
w f 2 . In den Bildern einer Hand-
, o - schrift der köiiigl. Bibliothek (Ms.
U: I- I3. f" g I theol. lat. quart. 140), die die Le-
o; Ü o j genden verschiedener Heiligen,
90'. l mehrere Tractate des Hugo de
f o, S. Victore und die Paraphrase
"a3, l f] des hohen Liedes von Willeram
c ß enthält, machte sich der sogenannte
' K; 0' o o D v, byzantinische Styl, wie er sich am
o0 o 1' Schlusse des zwölften Jahrhunderts
r. entwickelte, in seiner ganzen Strenge
_-Q o und Bestimmtheit geltend. Die
"f o o "Ü Bilder sind einfache Umrisszeich-
' ÄXg nungen von schwarzer und rothei-
Farbe, nach den verschiedenen
(K; Theilen der Gewandung und der
Berlin. Eheln. v. Naglefsclie Bibl. Heilspiegel, s. XIV. architektonischen oder oi-namenti-
(Die Schlange vor Eva.) Mischen Umgebung Wechselnd; an
Farbe ist sonst nur ein lichtes Saftgelb in den Heiligenscheinen ange-
bracht. Die Gestalten sind, bei aller Strenge, schon nicht ohne Würde
und Sinn für die Bedeutung der Form und deren Bewegung gezeich-
net. Die Initialen sind zierlich ornanientirt und gelegentlich auf anspre-