Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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läritikeu. 
und 
Berichte 
verschiedene Autoren! u. a. Ebenso sind fast alle Citate von Leonardols 
Handschriften verdruckt, so z. B. Seite 54: Z. A. statt Q. A; S. 57: 12 K. 
Statt Q- R; S. 66: 2 K. statt: Q. R. u. dergl. m. 
Wozu überhaupt das Buch, unter solchen Umständen, herausgegeben 
sein mag? Wir wissen es nicht; doch mag es zuweilen wünschenswerth 
sein, auf dem Titel kunstgeschichtlichcr Werke als Verfasser genannt zu 
werden. Wir bitten indess den geneigten Leser, der sich über Leonardo 
unterrichten will, lieber Amoretti's anspruchloses und praktisches Original 
zur Hand zu nehmen.  
Wir können bei dieser Gelegenheit nicht umhin, den interessanten 
Brief mitzutheilen, welchen Leonardo zur Empfehlung seiner Talente an 
Lodovico Sforza von Mailand geschrieben hat. Amoretti giebt denselben 
als einen Beleg für die verschiedenartigen Richtungen und Kenntnisse 
Leonardos; doch ist es, um den besonderen Ton des Briefes recht zu ver- 
stehen, nöthig, dass wir die Zeitverhältnisse, unter denen er geschrieben 
wurde, ins Auge fassen. Lodovico hatte seine Herrschaft durch Usurpation 
errungen; sein Regiment war das einer militärischen Despotie, und musste 
ein solches, zur Erhaltung seiner Herrschaft, bleiben. Gleichwohl sorgte 
er auf's Eifrigste, eigenem Hange gewiss eben so sehr als dem Beispiel 
anderer italienischer Herren folgend, für die Pflege der Wissenschaften und 
Künste. Gelehrte, Dichter und Künstler wurden an seinen Hof beschieden, 
unter ihnen Leonardo da 'Vinci; letzterer, wie Vasari uns berichtet, als 
ausgezeichneter Musiker (er hatte namentlich eine höchst eigenthümliehe 
Lyra erfunden) und Improvisator. Diese Angabe wird zwar von Amoretti 
als wenig ehrenvoll bestritten; Leonardo, so sagt er, könne nur nach Mai- 
land berufen sein, um dort seine, nachmals so berühmte Akademie zu 
stiften. Doch sehe ich nicht ein, warum jenes nicht der Anlass, dies die 
Folge seines dortigen Aufenthaltes gewesen sein könne; Göthe, um ein Bei- 
Spiel aus unserer Zeit anzuführen, ward auch nur als Freund und Dichter 
an den Hof von Weimar beschieden, nicht um die Stelle eines ersten 
Ministers su bekleiden, die ihm nachmals zu Theil wurde. Im Gegentheil 
scheint der in Rede stehende Brief gerade in der Absicht von Leonardo 
geschrieben zu sein, um eine seinen Fähigkeiten angemessnere Wirksamkeit 
zu erlangen; es geht aus demselben hervor, dass er sich bereits am Mailän- 
der Hofe befand, dass er aber eben noch keine bedeutende Stellung haben 
konnte. Indem Leonardo vor Allem seiner Talente für Kriegskunst gedenkt, 
so durfte er hiedurch bei Lodovico gewiss am meisten auszurichten hellen. 
Graf Gallenberg sagt von diesen Rücksichten, unter denen der Brief 
nothwendig betrachtet werden muss, kein Wort. Uebcrdies ist seine 
Uebersetzung ebenso breitschweitig, wie häufig siunentstellend. Die unten 
beigefügten Anmerkungen mögen dem geneigten Leser einige Beispiele 
davon geben. 
In möglichst wörtlicher Uebersetzung lautet der Brief folgendermaassen: 
"Indem ich, gnädigstei- I-lcrr, gegenwärtig zur Genüge die Proben aller 
derer gesehen und betrachtet habe, welche sich für Meister und Verfertiger 
von kriegerischen Instrumenten halten, und (da ich überzeugt bin,) dass die 
Erfindungen und Arbeiten besagter Instrumente sich durchaus nicht VOIII 
gemeinen Gebrauche entfernen: so werde ich mich bemühen  Ohllßjemand 
anders zu beeinträchtigen  Ew. Durchlaucht mich verständlich zu machen 
und meine Geheimnisse zu eröiinen. Und indem ich letztere zu Dero belie- 
biger Verfügung für gelegene Zeit darbiete, so holTe ich auf einen günstigen
	        
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