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Berichte
und Kritiken.
de Juanes gemalt sind und in den früheren Lieferungen des in Rede
stehenden Werkes bereits mitgetheilt waren. Vorn kniet der Heilige, im
geschmückten Diakonengewande, die Hände betend erhoben; hinter ihm
die Steinigenden, durcheinandertobend; im Hintergrund sitzt Saulus, eine
edle Gestalt, in der man den künftigen Paulus erkennt, die Mäntel der
Zeugen zu seinen Füssen. Wenn Einzelnes in dieser Composition, nament-
lich in den Gestalten und der Gewandung der Peiniger, minder anspricht,
so ist dagegen der innerliche, lebendige Ausdruck in den Köpfen um so
anziehender; es ist interessant, den Nachklang der älteren spanischen Schule
und spätere, italienische Studien sich hierin begegnen zu sehen.
Sammlung der vorzüglichsten Werke aus der königlichen Gemälde-Gallerie
zu München und Schleissheim, herausgegeben mit seiner Majestät des Königs
Ludwig I. von Bayern allerhöchster Genehmigung von Ferdinand Piloty
in München 1834.
(Museum,
1834,
Dies Werk in gross lmp. Folio, welches durch ein kalligraphisches
Prachtblatt mit voranstehendem Titel eröffnet wird, scheint eine Fortsetzung
der von der literarisch-artistischen Anstalt der J. G. Cotttüschen Buchhand-
lung in München herausgegebenen „Auswahl der vorzüglichsten Gemälde
der Pinakothek" zu bilden und schliesst sich derselben würdig an. Die
vorliegende erste Lieferung enthält, ausser dem Titelblatt, zwei Lithogra-
phieen: Eine Darstellung des Gekreuzigten nach Rubens ("Et inclinato
Capite, tradidit Spiritum"), auf Stein gezeichnet v. Ferdinand Piloty,
und "Das Testament" nach David Wilkie, nach dem Original-Gemälde
auf Stein gezeichnet von Joh. Woelffle, beide aus der königlichen
Central-Gemälde-Gallerie in München, und gedruckt in der lithographi-
sehen Kunstanstalt von eStrixner und Zach in München. Beide Blätter
bewähren, was Zeichnung und Druck betrifft, den Ruhm, welchen München
bereits seit längerer Zeit in diesem Zweige des Kunsthandwerkes besitzt.
Ueber die treffliche Weise, wie Piloty namentlich Bilder von Rubens nach-
zubilden versteht, haben wir bereits früher zu sprechen Gelegenheit gehabt;
sollen wir etwas an dem vorliegenden sonst sehr harmonischen Abdruck
des Blattes nach Rubens aussetzen, so möchten dies die vielleicht zu
schwarzen Schatten an den nackten Partieen sein. Nicht minder ist die
Charakteristik, das Leben und die Gesammtharmonie des anderen Blattes
nach Wilkie zu rühmen, wenn schon uns hier einige Köpfe und Hände
nicht ganz genügen.