Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

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und 
Kritiken. 
Supplemeut zu G. Normands vergleichender Darstellung der architekto- 
nischen Ordnungen der Griechen und Römer und der neueren Baumeister. 
Herausgegeben und gezeichnet von J. M. Manch, Architekten und Lehrer 
am König]. Gewerbe-lnstitut zu Berlin. Mit 16 Kupfer-tafeln in Folio und 
erläuterndern Texte. Potsdam, 1832. Verlag von Ferdinand Riegel. 
(Museum, 
1833, 
Das Werk von Normand: "Notweau Parallelle des ordres d'Archi- 
tecture etc." hatte die Absicht, Künstlern, angehenden Architekten und 
Dilettanten die genauen Verhältnisse der classischen architektonischen Ord- 
nungen vor Augen zu legen, welche die berühmtesten Denkmäler alter und 
neuer Zeit schmücken, und in einem einzigen Bande die Grundsätze dieser 
Ordnungen zu vereinigen, die sich zerstreut in einer grossen Anzahl seltener 
und kostspieliger Werke vorfinden. Es besteht in einem Bande von fünf 
und sechzig Kupfertafeln mit erläuterndem Text. Der grosse und allgemeine 
Beifall, welchen dies Werk fand und welcher die Zweckmässigkeit des 
Unternehmens am besten verbürgte, war die Ursache, dass dasselbe in 
Kurzem auch in andre Sprachen,  in's Itlnglische von A. Pugin, inls 
Deutsche von M. H. Jacobi (1833 bei F. Riegel)  übersetzt, und dass 
durch ermässigten Preis für eine noch weitere Verbreitung desselben ge- 
sorgt wurde.  
Gleichwohl hat dies Werk bedeutende Mängel, die um so fühlbarer 
wurden, je mannigfacher man sich desselben, seiner anderweitigen Zweck- 
mässigkeit zufolge, bediente. Es neigt sich nämlich im Wesentlichen noch 
zu jener Richtung der vergangenen Jahrhunderte, die in derArt und Weise, 
wie die Römer die classisehe Architektur und die Bildung der architekto- 
nischen Formen auffassten und anwandten, die höchste und schönste Ent- 
wickelung dieser Kunst tindet, Es giebt vorherrschend Beispiele von 31g- 
römischen Monumenten oder von solchen, welche im Geiste derselben von 
neueren italienischen oder französischen llleistern (Palladio, Scamozzi, 
Vignola, Scrliü, Albßrti, (18 Lürme, Goujon etc.) erfunden sind, vrährend von 
griechischen Monumenten nur etwa 10 Beispiele vorgelegt werden. Dies ist 
die Richtung, welche noch von den Franzosen befolgt wird. Die neueren 
deutschen Architekten (Wenigstens diejenigen, in welchen der Begriff von 
der Bedeutsamkeit ihrer Kunst wahrhaft aufgegangen ist) haben aber in 
uns, durch Lehre und Thatt das Gefühl für eine reinere und mehr organi- 
sche Formenbildllng gßweckta wie sich dieselbe an den Monumenten des 
hellßllisßhen Alterthums, und zwar jener glücklichen Pericleisehen Periode, 
auf eine ewig wahre und, unter gleichen Umständen, stets gültige Weise 
ausspricht. Wir haben wenigstens die Ueberzeugung gewonnen, dass, wenn 
auch veränderte Bedürfnisse und Bedingnisse vielleicht eine andere Gestal- 
tung des architektonischen Systemes bewirken sollten, das Studium der 
griechischen Ordnungen stets die sicherste ästhetische Grundlage, die 
bestimmteste Anschauung von dem nothwendigen Organismus architektoni- 
scher Formen für den Baukünstler gewähren wird. 
Das vorliegende Werk des Hrn. Manch, welches sich als Supplcment 
zu dem Normandschen ankündigt, füllt die gerügte Lücke des letzteren 
auf eine höchst erwünschte Weise aus, indem es die Muster der griechischen
	        
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