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Berichte und Kritiken.
welche letztere, unter der artistischen Leitung des Architekten, Professor
Gärtner, Trelflichstes leistet.
Umständlicher verbreitet sich der Verfasser über Münchens Leistungen
im Gebiete der Glasmalerei, sowohl wie dieselbe auf würdigste Weise
wieder zum Schmuck der Kirehenfenster (des Regensburger Domes) ange-
wandt wird; als auch, wie sie kleinere, höchst ausgeführte Gemälde, auf
eine einzige Glastafel gemalt und fest geschmolzen, darstellt. Die Herren
Boisseree und Bertram haben verschiedene der schönsten Gemälde ihrer
ehemaligen Sammlung auf diese Weise coßiren lassen, und Referent "selbst
ist Zeuge des zaubrisehen Eindruckes, welchen diese ätherischen, körper-
losen Gebilde auf, den Besehauer hervorbringen.
Belehrend und interessant ist eine folgende grössere Abhandlung über
die Entstehung und Ausbildung der Lithographie und ihres
Druckes (zum Theil nach den Mitheilungen des Canonieus Speth). Der
Verfasser sehliesst mit Aufsätzen über den Kunstverein, über Münchens
Kunsthandlungen und über die Königl. Akademie der bildenden
Künste. Im Anhange theilt er, als eine werthc Reliquie, die Briefe
von Göthe an den Maler Engen Neureuther, den bekannten Ara-
besken-Zeichner, mit.
Das Buch wird besonders den Fremden, welche ein Kunstinteresse nach
München führt, erwünscht sein.
Auswahl der vorzüglichsten Gemälde der Pinakothek, herausgegeben von
der literarisch-artistischen Anstalt der J. G. Cottzfschen Buchhandlung in
München. Vierte Lieferung. Gross Roy. F01.
(Museum ,
1833,
NOu
Diese Lieferung enthält die Himmelfahrt der Maria von Rubens, das
Christkind mit dem kleinen Johannes in einer Landschaft von demselben,
beides lithographirt von Ferd. Piloty, und das Innere einer Bauernschenke
von D. Teniers, lith. von R. Leiter.
Wenn überhaupt ein Meister, so ist namentlich Rubens für lithogra-
phische Nachbildung, wie die vorliegenden Blätter, geeignet. Jener Lebens?
drang und jene Lebensfülle, welche ihn stets über die Grenzen einer
strengeren stylistisehen Auffassung hinaustreiben, jene wilde Kraft in Wahl
und Zusammenstellung von Farben und Lichtern, jene Freiheit eines breiten,
markigen Pinsels, endlich jene nachlässige Genialität oder geniale Nach-
lässigkeit, welche sich gar nicht selten in seinen Bildern kund giebt, alles
dies dünkt uns leichter und lebendiger im Steindruck, als in den verschie-
denen Arten des Kupferstiches erreichbar. Der Zeichner der genannten
Bilder von Rubens hat dieseAufgabe treiflich gelöst: Charakter, Leben
und Farbe sind, so weit es eine Zeichnung im Stande ist, wiedergegeben.
Doch gebührt auch dem Druck von Flachenecker und Hohe alle Anerken-
nung: wir haben in Berlin die treifliehsten Steinzeichnungen in der Regel
bisher nur verätzt oder dumpf gedruckt erhalten.
Nicht minderes Lob gebührt der Lithographie nach einem der gemüth-