Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Ueber 
Kunstschätze 
Münchens 
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würdigkeiten Münchens. Der Verfasser theilt auch hier, indem er die 
einzelnen Meister alphabetisch aufführt, eigene und anderer Kunstkenner 
Bemerkungen mit; abeiä auevhr hier vermissen wir für dies oder jenes 
Hauptbild die einführen en orte, wä rend wir bei minder bedeutenden 
aufgehalten werden. Die schönen Bilder von Tizian, die tiefleidenschaft- 
liehen Bilder von Giorgione werden eben nur erwähnt; Murillo's wunder- 
liebliche Madonna wird zwar etwas näher beschrieben, doch stimmen wii- 
nicht ganz mit der Ansicht des Ä erfassers, wennder in der Mutter "ganz 
Frömmigkeit" sieht: dies schel sehe Zucken in em linken Mundwinkel, 
diese niedergeschlagenen grossen, schwarzen Augen, die unter den langen 
Wimpern leise hervorzublicken scheinen, contrastiren halt ein wenig trnit 
dem Heiligenschein. Ein gewaltiges Bild desselben Meisters und nicht 
minder eine Zierde dieser Gallerie ist der daneben hängendegrosse Pilger- 
Engel, zu dessen Seite ein Bischof kniet; er sieht mit seinem bleichen 
Gesicht, das so seltsam von dem dunklen Haar überschattet wird, fast aus 
wie der Engel des Todes; und dazu passen auch seine grossen Schritte 
und das vom Winde in dünnen Falten scharf zurückgetriebeiie Gewand. 
Andre Privatsaminlungen, die des Professor Haubcr, des Smamafhes 
Ritter v. Kirschbaum, des Geheimeratlies Ritter v. Klenze, des Canonicus 
Speth, des Inspector Gündter, folgen. Dann eine kurze Beschreibung der 
bekannten Fresco-Gemälde in den Arkaden des Hofgartens. 
Hierauf das Königl. Kabinet der Handzeiehnungen und Elfenbein- 
Schnitzwerke, das mancherlei Bedeutendes enthält. Die Handzeich- 
nnngen, 9000 an der Zahl, sind musterhaft geordnet und aufbewahrt; unter 
die vorzüglichsten gehören fünf Blätlter verällaphagl, von denerli), da: ausge- 
zeichnetste unter Glas und Rahmen ängt: er ieic nam eines isc ofs, um 
welchen sich, Heilung erwartend, Blinde, Lahmeete. sammeln.  Von den 
Elfenbein-Schnitzwerken erwähnt der Verfasser insbesondere der verschie- 
denen älteren, die der Zeit des sogenannten byzantinischen Styles ange- 
hören (deren aber ieider keiii einziges ein bestimmtes ausseres Datum hat, 
was bei unseren noch geringen Kenntnissen dieser fruheren Perioden der 
mittelalterlichen Kunst so wunsclienswerth ist). Mit Recht macht der Ver- 
fasser auf ein der; aufbewahrtes seltenes Kastchen vonßronze (wahrschein- 
lich ein Reliquienkästehven) aufmerksam, welches von vier sitzenden Figuren 
(den Aposteln?), die ein Buch auf dem Schoosyse haben und lesen oder 
schreiben, getragen Wlrilälllld dessen Seiten, sp wieliierilaclifermige Deckel, 
mit Reliefs aus der heiligen Geschichte geljßllllllc tt siäid._ Där Vferfassen 
Bezeichnet das Alter dieses Bestehens un estlmm 7 'aS_ 1" a3 lllheste 
iiristliche Alierthum hinaufreichend, zugleich aber veigleicht er es mit den 
Ä 1 t am Portal der (im zwölften Jahrhundert erbauten) Schotten- 
{Älfeuizg Rggensbilrg. Ich glaube, dasselbe, nach gewissen Kennzeichen, 
für ein Werk des elften Jahrhunderts galten zu dügen. lllieliArbeit ist sehr 
roh und erinnert, durch eine glßlßhe mäng "ä" Ofm 1m riißbten: dllTch 
ähnliche Behandlung des Faltenwurfes un iioci mc ir der Ixupfe: Sowohl 
an die Reliefs der alten Brenzethuren im iävesbulggr Dom (Vüm Jahre 1047), 
als sich auch, in den eigenthumlicli verscioaeliien tellungen, Erinnerungen 
an die Malerschulen des elften Jahrhunderts enierkeii lassen. wie solche 
in den prächtigen Bainberger Handschriften der Zeit, welche in der Münchner 
  Ridiieii sind, auftreten. 
Blbldgildebeffliefii folgenden Kapitel säid demPKöniglnKutp täerslticli liali i- 
net, so wie den Blalereicn der 601.!- Orle a" a i" i äewldmrf-
	        
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