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Vorstudien
zur
Architektur-Geschichte.
der gelelhrte Robolini in seinen Notizie appawrtenenti alla storia della sua
patria. avia.
Der genannte Guida drückt sieh also über den in Frage stehenden
Gegenstand ans: "diese Basilika (San Micchele maggiore) ist gewiss nicht
aus späterer Zeit als das siebente Jahrhundert, da sie bereits zur Zeit des
Königs Grimoald, d. h. gegen die Mitte dieses Jahrhunderts existirte
aber wenn man nach dem Alter ihrer Structur urtheilen wollte, so müsste
man sie vielmehr als ein Gebäude des sechsten Jahrhunderts benen-
Und der andere, indem er von den Kirchen von Pavia spricht,
die man für lon obardischen Ursprungs hält, schreibt fol GIlÖCYIIIHiISSQIIZ
„Man darf vermäthen, dass unsere berühmte Basilika SangMicchele ihren
ersten Ursprung dem Könige Agilulf verdankt, zur Zeit als derselbe noch
Arianer war, wenn es nicht in der That nicht ohne Grund wäre, diesen
Ursprung in den Zeiten der gothischen Könige zu suchen." "Und anderswo
fügt er hinzu: „Die Mehrzahl der Schriftsteller von Pavia eignet die Grün-
dung von S311 Gigvanni in Bergt) dem longobardischen Könige Rotar Zll;
und es gehört, nach der Meinung des Ch. Seroux dkrkgincourt, die Archi-
tektur derselben gerade in das siebente oder achte Jahrhundert
Als Muratori, ein etwas strengerer Kritiker als die erwähnten Schrift-
steller, der genannten Kirche San Micchele erwähnen musste und bemerkt
hatte, wie die Schriftsteller von Pavia und mit diesen Sigonius, ohne
irgend einen Beweis auzuführen, behaupten, dass diese Basilika von Con-
stantin dem Grossen erbaut sei, so begnügte er sich zweifelnd hinzuzu-
fügen: es wäre im Gegentheil um Vieles wahrscheinlicher, dass dies Ge-
bäude ein WVerk der Longobardexi sei, indem zu jenen Zeiten die Verehrung
der Völker gegen den Erzengel S. Michael geblüht habe 3). Und sehr ver-
ständig war dieser Zweifel des unsterblichen Mannes; denn es giebt kaum
etwas mehr Thörichtes, als wenn man behaupten will, dass eine Kirche oder
irgend ein anderes Gebäude wirklich in eine gewisse Zeit gehöre, und zwar
aus dem einen Grunde, dass gerade in derselben, wenn gleich sehr ent-
fernten Zeit, in derselben Stadt eine Kirche vorhanden war, welche den-
selben Namen führte. Und es giebt nur zuviele Schriftsteller, die auf eine
solche Welise verfahrlen äinld so 43118111" irren, als sie von ihren Städtischen
An elegen reiten zu an e n 1a ten
gWenn Schlussfolgen der Art Gültigkeit hätten, so würden die Gebäude
der Longobarden, statt sehr selten in Italien zu sein (wie sie es wirklich
sind), sich sehr häufig in all den Gegenden und Städten vorfinden, die
einst dieser Nation unterworfen waren. Die einzige Stadt Lucea, zum Bei-
spiel, würde noch heute vielleicht nicht weniger als zehn Kirchen aus jener
Zeit in ihren Mauern einschliessen, da hsoviele slich därt lvorlinden, die
e enwärti mit denselben Namen bezeic net wer en, urc welche, wie
fnfn aus aithentischen Dokumenten weiss, in dieser Stadt, im siebenten
und achten Jahrhundert, eben soviel Kirchen unterschieden waren.
Und wenn die Architektur aller dieser Gebäude sich insgesammt mit
denselben charakteristischen Kennzeichen darstellte, was der Fall sein
müsste, wenn die Longobarden, und somit Italien unter ihrer Herrschaft,
einen eigenthümlichen Baustyl gehabt hätten, so würde gewiss keine andere
1) Malaspiua. Guida di Pavia;
63 e 126. Op. cit. Pavia 1823-1826.
D-iss. XXVII. Annnti etc. Vol. IV. 112.
Pavia 1819 facc. 56. 2) Vvl. 1- frwc.
3) Antiq. med. aevi. T. 11, col. 582,
I) Lupi. cooles: diplüm. Bergom, p, 201