Kirche
Die
Pavia.
Mjcchele maggiore
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Kunst nach den Monumenten, sowie nicht wenig andere von denen, welche
über die italienische Architektur in den ersten Jahrhunderten des Mittel-
alters geschrieben, haben keinen Anstand genommen, zu behaupten, dass
in unseren Gegenden, während sie der Herrschaft der Longobarden unter-
worfen waren, eine Bauweise vorgeherrscht habe, die, wenn nicht jenem
Vene, so doch seiner Zeit ganz eigenthümlich und von dei- bisher hier
angewandten sehr verschieden sei. Folgendes aber ist der Schluss, mit
welchem sie eine solche Meinung begründen. Es hat keinen Zweifel, sagen
sie. und wir wissen es durch den Diakonus Warnefrid 1), dass in Pavia
seit den Zeiten des Königs Grimoald, gegen die Mitte des siebenten iJahr-
hunderts, ein 'l'empel oder eine Basilika, dem Erzengel S. Michael gewidmet,
vorhanden war; und dass derselbe Tempel ebenso gegen die Mitte des
zehnten Jahrhunderts und um den Anfang des elften 6141811116, da man aus
den gleichzeitigen Historikern weiss, dass in demselben die Fürsten Italiens
die Kmne zu empfangen ptlegtenz). Nun sehen wir noch gegenwärtig in
dieser Stadt eine, San Micchele genannte Kirche, von maiestatischer, alter
Architektur, deren Styl noch nicht ein gänzlich QOIhISChGI; 151i 2115191611
aber durchaus fern von der Architektur der Griechen oder liomer, und also
einer Periode, die in der Mitte steht zwischen beiden Bauweisen, zugehören
muss. Es wird dies somit ein Gebäude aus den Zeiten der liongobarden
sein und seine Architektur gewiss ein vorzügliches Beispiel von dem Bau-
system, welches in jener Zeit und von jener Nation beobachtet wurde.
D'Agincourt, nachdem er eine Zeichnung dieser Kirche von Pavia,
zusammen mit jener von Santa Giulia und San Tommaso in limine bei
Bgrgamo beigebracht 3) und nachdem er dieseGebäude als Beispiele der
in jener Zeit herrschenden Architektur dargelegt, drückt sich folgender-
gestalt, in seinem grossen obengenannten Werke, 31151 71111 331113 111111 in
der Provinz Bei-gaino, welche nachmals den Namen der rrenedischen Lom-
bardei annahm, finden sich einige ltircheu, die, obgleich man die Zeit
ihrer Erbauung nicht besiimmt weiss, doch ohne Zweifel von den Lon-
gobaiden im Sechsten, siebenten oder achten ijahrhundert erbaut sind; sie
51m1 noch gegenwärtig genügend erhalten, 11111 dlarzuthun, welches ihre erste
Form und der Styl ihrer Dekorationen warenß Diimuf 319111 91 E1116 Be-
schreibung diese]. Kirchen und fahrt also fort: "DIESE Gebäude enthalten
im Allgemeinen die Fehler, welche der Periode deshferfalles der Kunst
eigen sind; aber die innere Eintheilung, noch mehr die Faeaden, der Styl
der K3 itäie die Eigenschaft ihrer Ornamente mit liiguren- von Männern,
m, p (i Thieren die kaum der Natur ahnlich sind, die Pilaster oder
Stfägirliieägr die Säuien, die von der Erde bis zum Gipfel des Gebäudes
nm niäiichei; und die im Inneren von einer Ordnung zur anderen, ohne
Arfhitrav und Ohne KranZgOSimS übergehen: alle diese seltsamen und miss-
u tJn Fi enthümlichkeiten bilden den Charakter emßs Baustylßs, dessen
äesiäa ein -J gsechsten Jahrhundert vorzuherrschen begann und in den bei-
dgn räägenleiuän Jahrhunderten sich allgemein ausbreiteteai x
Derselben Meinung sind die gelehrten Yerfasser der ifliztzchzta longo-
bardiche-milanesi 4), und der Cav- 30511111161; 111 Selner Storza di Miianof)?
nach ihnen, der treiiliclie Verfasser des mda (Z2 Pauza und schliesslich
1) De gestis Longobardorum. Lib. V. c. 3.
dgfi anni 950, 1004. 3) D'Agincourt. IIistoire
chztecture Tab. XXIV. 4) Vol. I. facc. 120.
2) Muratori. Annali d'Italia,
de L'art etc. Sectiovz de PAT-
5) V01. I. facc. 59.