RVerken zu bedecken, wie es später, gegen das Ende des elften und beson-
ders im zwölften Jahrhundert, wiederum geschah, und wie es Zuweilen in
den früheren Jahrhunderten bereits geschehen war; und wenn es vorkam,
dass die Absiden so geschmückt wurden t), so war dieser Fall in jener
ZGlt,_f1llSSCl' Rom, bestimmt höchst selten; denn Leo, der Kardinal von
Ostia, am Ende des elften Jahrhunderts, fürchtete weder eine Unwahrheit
noch eine Uebertreibung zu sagen, als er schrieb, dass im neunten und
zehnten Jahrhundert und noch früher die Kunst des Mosaiks bei den La-
tcinern gänzlich verloren gewesen sei 2). Ferner machte man zu jener Zeit
die Giebel an den Facaden nicht höher als die Kirchen selbst; noch die
Pfeiler so zusammengesetzt, noch die Gewölbe so häufig. Dennoch ist es
merkwürdig, dass alle diese und die anderen Eigenthümlichkeiten, welche
die zweite Periode des altgothischen Baustyles charakterisiren, bereits
in den Gebäuden des Styles, von dem die Rede ist, angewandt erschei-
nen, wenigstens insofern derselbe sich, in den beiden obengenannten
Jahrhunderten, in seinem ersten Zustande erhielt. Ein Styl von grosser
Einfachheit, oder vielmehr Armuth, bereits im Anfange, durch die Ungunst
der Zeiten, eines jeden nicht notlmendigen Ornamentes beraubt; doch nicht
ohne Würde und selbst nicht ohne eine gewisse Schönheit, denn, wie ich
bereits zu Anfange gesagt habe, noch sehr wenig hatte er sich von der
festen Architektur der ältest christlichen Basiliken entfernt. Dieser Styl
war damals in ganz Italien allgemein, man wandte ihn, bis zum Ende des
zehnten Jahrhunderts, von den Küsten von Istrien bis Rom, bis Montecasino,
bis Benevent an; und nicht vor dem Anfange des zwölften Jahrhunderts,
da bei den anderen Nationen das Neugothiselie sich bereits geltend zu
machen begann, wurde er gänzlich verlassen.
So weit die Bemerkungen Corderos
a
1) Anast. Bibl. de vitis vom. pont. n. 305, 378, 398, etc. 2) Anno
incam. MLX VI Desiderius legatos Constantinopolin ad locandos artifices
destinat peritos utique in arte mitsiaria, et quadrataria et quoniam artium
iatarum ingenium a quingentis et ultm jam annis magistra latinitas intgrmisgrat
'ne i'd ult-ra ltaliae deperiret studuit pueros erudiri etc. Chron
Mont. Casin. L. III, c. 29. Um auch von meiner Seite eine Gonjeetur den
vielen zur Erklärung dieses Ausspruchs vorgelegten Conjecturen hinzuzufügen,
eines Ausspruches. dem sowohl durch die gleichzeitigen Schriftsteller wider-
sprechen wird, als auch durch die Mosaiken von Rom selbst, die er, ein Kar-
dinal der römischen Kifßhti. sehr wohl in Bezug auf die noch nicht ferne Zeit
ihrer Entstehung und auf die Künstler kennen musste: so bin ich der Meinung,
dass zwar die Kunst des Mosaiks in Italien nie gänzlich ausser Gebrauch ge-
kommen war, dass aber das Geheimniss oder das „ingernittmt' dieser Kunst,
welches dazumal besonders in der schwierigen Zubereitung des gefärbten Glas-
schmelzeS bßSmnd, bei den Italienern seit langer Zeit fiiglich vergessen sein
konnte. Bei den Griechen hingegen, wo diese, für die stolzen Dekorationen
ihrer Gebäudß nötbige Kunst stets in Ehren blieb, war das ningenium" oder die
Alläübllßg derselben erhaitßn, und zu ihnen, mochten sie nun in Italien wohnen
Oder nicht, musste man. so oft man die italienischen Gebäude mit Mosaiken
sßhmückßllÄlomßw Seine Zuflucht nehmen, bevor unsere Maler, um die Zeit des
Zwölften Jahrhllndtwtsi die nöthigen Fähigkeiten wiedererlangt hatten.