die rö
Ueber
nisch-christliclnex
ausystex
Dann ist es mir aufgefallen, dass, wenn man in den Basiliken von
Ravenna und in anderen Gebäuden des fünften oder sechsten Jahrhunderts
alle Kapitale, oder wenigstens den grössten Theil derselben, nach orienta-
lischer Art, wie die der Sophienkirche oder die von S. Vitale gebildet
sieht, dies nicht bei den Basiliken der anderen italienischen Städte aus der
in Rede stehenden, späteren Periode der Fall ist; in der Regel gehören
hier die Kapitale, wie sie auch wenn nicht vielleicht selbst YVerke
aus besserer Zeit roh gearbeitet sein mögen, irgend einer Ordnung der
römischen Architektur an, zumeist der korinthischen oder der componirten.
Die der Basilika S. Clemente sind alle ionisch und wahrscheinlich älter
als das Gebäude. Die Kathedrale von Pola zeigt zwar in diesem Umstande,
so wie in der schon ein wenig zur Spitze sich neigenden Form ihrer
Bögen 2), einige Ausnahmen; aber man muss bedenken, dass diese Stadt zu
jener Zeit noch mehr griechisch als italienisch war.
Ausser den Kapitälen und den Kranzgesimsen sieht man selten Sculp-
turen in den Kirchen des neunten und zehnten Jahrhunderts; und wenn
deren einige vorkommen, wie die an den Schranken in S. Clemente, so
sind sie entweder in maurischem oder orientalischem Geschmack, oder in
jenem Styl, welcher Verschlingungen, Blätter und andere ähnliche Arabesken
in sehr flachem Relief bildet und besonders zur Zeit der Longobartlen, im
siebenten und achten Jahrhundert, angewandt wurde. Sculpturen, die in
der That, was ihren Styl anbetrifft, nicht durchweg zu verachten sind; die,
wenn sie einerseits auch nicht mit den Antiken verglichen werden dürfen,
andererseits doch bei weitem weniger barbarisch und roh sind, als wie jene
gräulichen Fratzen von Ungeheuern, Menschen und Thieren, die, vom elften
Jahrhundert ab, so häufig zuz Verunstaltung der Dekorationen in den hei-
ligen Gebäuden dienten; Darstellungen, um derenwillen, im Anfange des
zwölften Jahrhunderts, der heilige Abt Bernhard in einem Briefe an den
heiligen Abt Theodor grosse Beschwerden erhob. Andre jedoch, die die-
selben als Symbole betrachteten, unter deren Schleier die geheimeren Wahr-
heiten der Religion ausgedrückt seien, waren minder streng in ihrer Ver-
dammunga). Wenn dies von einigen Jener Darstellungen in Wahrheit
gesagt werden kann, so von der otfenen oder halbgeschlossenen Hand,
von den Thieren und Menschen,_d16 VOH Ungeheuern verschlungen werden,
von jenen Labyrinthen, die, mlt ßliltsllYeChellden Deischriften, häufig beim
Eintritt in die gothischen Kirchen vorkommen, wie man deren Z_ ]3_ noch
in der Kathedrah von Lueca, in denen von Strassburg und Amiens sieht,
früher auch in der Kirche von San Michele zu Pavia 4); so ist doch ohne
Zweifel der grösste Theil dieser Sculpturen nichts weiter, als abenteuer-
liche Phantasiegn von rohen Künstlern der Zelt.
Eine andere Eigenthümlichkeit habe ich, nach der Angabe Ciam-
1) dfitgineourt a. a. o. T. Liiix n. s: 9. 2) düäginconit. T. LXV.
3) So findet sich Jolgende Stelle blii den Yorsehiiften, welche der heilige Erz-
bischof Oarl Borromaeiis in seiner vierten Pmvlnßial-Synode über den Kirchen-
bau erlassen hatte: Ubi ustium sclflllfuTQ llfümnn ornavi debet exemplo templi
Sulgmunig, qui in basibus illOS SCWPI Jusflß W PTae-Sullfm indicaret vigitanliam.
4) Das Labyrinth der Kirche von Pavia. War von BBIIDVBISEII begleitet, z. B.:
Theseus intravil monstwmque biforme nccamt. Ciempiiii. De sacris aedif.
Q IV, p_ 1Q9_ Vom Tlieseiis spricht ebenfalls die Beisnhrift des zu Lucea be-
findlichen. S. Guida di LllCßai facc- 27-