Volltext: Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte (Bd. 1)

Ueber 
die römisch-christlichen Bausysteme. 
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behielt ihre Gestalt als Vorbild, sowie ihren Namen bei, welchem letzteren 
man eine symbolische Bedeutung unterlegte, ähnlich, wie es bei der Basi- 
lika geschehen war. In der Regel hatten nur die Kathedralen in den frühe- 
ren Zeiten das Vorrecht der Taufe; in der Nähe dieser Hauptkirchen findet 
man daher als Nebengebäude die Baptisterien. 
Veränderungen 
im 
christlichen 
Basilikenbau. 
Vom Anfange des vierten bis etwa zum Anfange des elften Jahrhun- 
derts wurde, im Oceident, die Form der Basilika für das christlishe Gottes- 
haus angewandt,  im Allgemeinen nach den angegebenen Principien, 
im Einzelnen aber mit Veränderungen, welche durch verändertes Bedürf- 
niss und Vermögen der späteren Zeit hervorgebracht wurden. Das vierte 
bis siebente Jahrhundert bildet die erste, das achte bis zehnte Jahrhundert 
die zweite Periode des altehristliehen Basilikenbaues. Die Verschieden- 
heiten in den Bauweisen dieser beiden Perioden sind von einem neueren 
Forscher, Oordero, in seinem Ragiozzavzzento del? italiana Architettztra 
(lurante la dominazione Longobarda 1), S. 11., zusammengestellt werden; 
ich lasse diesen Theil seiner inhaltreiehen Schrift in der Uebersetzung fol- 
gen. Ich bemerke nur vorher, dass Cordero die Baukunst des Mittelalters 
in eine alt- und neugothische (byzantinische oder romanische, und 
gothisehe oder germanische) und die altgothische in zwei Perioden theilt, 
davon die erste eben bis zum elften Jahrhundert geht; und dass er ge- 
wisse eigenthümlich orientalische Motive in der Baukunst annimmt, 
durch welche namentlich die Reinheit der elassischen Architektur gebrochen 
und das sogenannte Verderben des Mittelalters hereingeleitet sei. Folgen- 
des ist, was er über den bezüglichen Gegenstand sagt. 
    Wenn wir die Bauart all, dieser heiligen Gebäude (des achten 
bis elften Jahrhunderts), insbesondere der Basilika von Pola (in Istrien) 
und S, Clemente (a1 monte Ce1i0)_ zu Rom, betrachten, so möchten wir auf 
den ersten Blick geneigt sein, keinen _Unterschied zwischen dieser und der 
Bauart der römischen und ravßnnatlsßllcll 131815116112) des fünften oder 
sechsten Jahrhunderts anzunehmen; so sehr stimmen dieselben noch in 
vielen Dingen überein. Und dies eben ist das Urtheil des treftlichen 
dgggincourt und vieler anderen Schriftsteller, die sonst in diesem Zweige 
des Wissens Autorität haben 3)- 
Untersuclien wir aber die Bauart dieser PeTiPde genauer, S0 bemerken 
wir gleichwohl an ihr nicht wenig Eiäenthümliehkeiten, welche zumeist 
aus Einflüssen der orientalischen Architektur entstanden sind. An den 
älteren Basiliken von Rom und von Ravenna kommen dieselben nicht vor, 
wenn sie nicht, was freilich häuiig der Fall 1st, in den in Rede stehende 
Jahrhunderten hinzugefügt sind. Diese verschiedenen Elgenthümlichkejten 
i) In den Oommentarj delP Ateneo di Brescid P11? Panne MDOCCXXVIII, 
und in selbständigem Abdruck.  2) Rofn und Ravenna sind bekanntlich die- 
jenigen Orte, in denen die melsten Bas1hken erhalten sind. F. K.  3) .134- 
gincourt, T. XV1. Rondinini. De basilica S. Clementis. Oiampini 
Vetera monim. Vol. 1. p, 12. T. IX. et X.
	        
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